Tel Aviv – Nennt man die Wörter Neandertaler und Wollhaarmammut in einem Atemzug, werden die meisten unwillkürlich eine Jagdszene vor Augen haben. Das ist aber nicht das einzige, was die beiden verbindet. Auf eine andere Gemeinsamkeit weist eine aktuelle Studie von Forschern der Universität Tel Aviv so nüchtern wie zutreffend hin: Beides waren Säugetierspezies mit Wurzeln in Afrika, die sich dennoch erfolgreich an ein Leben in großer Kälte anpassen konnten.

Ausgehend von dieser verblüffend simplen Prämisse, hat das Team um Ran Barkai und Meidad Kislev drei frühere Fallstudien herangezogen, in denen die Genome der beiden Spezies untersucht wurden. Dabei stießen die israelischen Forscher auf einige Parallelen – zum Beispiel tauchte bei beiden Arten das sogenannte LEPR-Gen auf, das mit der Thermogenese (also der Erzeugung von Wärme durch Stoffwechselaktivität) sowie der Regulierung von Fettgewebe in Verbindung gebracht wird.

Eine zweite Parallele zeigte sich bei Genen, die in Verbindung mit der Aktivität von Keratinen, also Proteinen im Horngewebe, stehen. Die dritte zeigte sich in den Genen MC1R und SLC7A11, die eine Rolle für die Pigmentation von Haut und Haaren spielen. Die Forscher sprechen von einem Fall von konvergenter Evolution auf molekularer Ebene – also der unabhängig voneinander stattfindenden Entwicklung ähnlicher Merkmale.

Aus ihren Ergebnissen leiten Barkai und Kislev die – es ist zu befürchten: naive – Hoffnung ab, dass die gefundenen Gemeinsamkeiten von Menschen- und Elefantenverwandten unser Denken über die "anderen" beeinflusst. Und letztlich unser Verhältnis zu Spezies verbessert, die, wie die Forscher betonen, unter der menschlichen Gier nach Elfenbein zu leiden haben. (red, 13. 4. 2019)