Risikoavers, wie Post-Chef Georg Pölzl versichert, ist das Experiment der Post mit der Grawe beileibe nicht. Im Gegenteil, es ist ein riskantes Spiel, das die beiden treiben. Vor allem ein kostspieliges. Denn der Einstieg bei der Spezialbank Brüll Kallmus der Grazer Wechselseitigen kostet 56 Millionen Euro; bis das neue Vehikel ins Laufen kommt, sind weitere 20 bis 30 Millionen notwendig. Und, nicht zu vergessen: Der Verlust aus dem misslungenen Fin-Tech-Experiment ist auch zu schultern.

Warum sich die Post so festbeißt in die Idee eines Finanzpartners in ihren Postämtern, bleibt ihr Geheimnis. Mit Ergebnisbeiträgen, die rückläufige Gewinne aus dem Briefmonopol auffetten, ist angesichts niedrigster Zinsen so bald nicht zu rechnen. Reich werden mit Sparbüchern oder Zahlungsverkehr können auch andere Geldinstitute schon lange nicht mehr. Warum also sollte sich ausgerechnet der Quereinsteiger Post damit eine goldene Nase verdienen?

Zweifellos bringt es Frequenz und für die Kunden Annehmlichkeiten, wenn man auf dem Postamt Erlagscheine einzahlen kann. Man sollte das Kostenbewusstsein der Kleinsparer und Pensionisten aber nicht unterschätzen. Die wenigsten sind bereit, für den Erlagschein einer fremden Bank eine Gebühr jenseits der vier Euro zu zahlen.

Die einzige Chance ist ein einzigartiger Kundenservice. Von der von den Kommerzbanken praktizierten Kundenvertreibung würde sich die Post-Bank wohltuend abheben. (Luise Ungerboeck, 9.4.2019)