In den Schlamassel, der sich jetzt immer deutlicher beim Wiener Heumarkt-Areal abzeichnet, hat sich die rot-grüne Stadtregierung selbst hineinmanövriert. Sie hat es desaströs verabsäumt, dem Investor für das Vorhaben in der Unesco-Welterbezone konkrete Rahmenbedingungen vorzugeben, die auch Bestand haben. Ein 66 Meter hoher Wohnturm entspricht dem eindeutig nicht: Das hat die Unesco nicht erst seit kurzem, sondern seit 2012 klargemacht, als das erste Mal ein Heumarkt-Hochhaus diskutiert wurde.

Das Bundesverwaltungsgericht hat jetzt entschieden, dass für das umstrittene Bauvorhaben eine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig ist. Investor Michael Tojner hat bereits angekündigt, vor die Höchstgerichte zu ziehen und diesen Entscheid prüfen zu lassen. Das Resultat, so oder so: Die dringend nötige Umgestaltung des heruntergekommenen Areals verzögert sich um Jahre.

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) setzt weiter auf die Wischiwaschi-Taktik: Er will für das Hochhausprojekt und für das Welterbe kämpfen – auch wenn die Unesco beides zusammen ausgeschlossen hat. Tojner hat sich zwar kompromissbereit erklärt: Nur einer Verkleinerung des Turms ohne Gegenangebot wird der Geschäftsmann aber sicher nicht zustimmen. Auf der Strecke könnten die öffentlichen Leistungen bleiben, für die sich Tojner quasi im Gegenzug für den Widmungsgewinn verpflichtet hat. Und dann hätte Wien tatsächlich den Schaden. (David Krutzler, 9.4.2019)