Es war eine empfindliche Schlappe, die die steirische Landesregierung jetzt für ein großes Reformvorhaben einstecken musste. Bei einer Volksbefragung im größten Bezirk Liezen lehnten 67 Prozent der Bevölkerung das gesundheitspolitische "Leuchtturmprojekt" der rot-schwarzen Koalition ab. Der Plan sieht vor, die drei Bezirksspitäler zu sperren und stattdessen ein 250 Millionen teures Leitspital zu errichten. Ärztemangel und fehlende Fallzahlen in den Spitälern machten die Bündelung der Ressourcen notwendig, argumentierte die ÖVP-SPÖ-Regierungsspitze. Doch damit drang sie nicht durch: Sie konnte der Bevölkerung die Angst vor einem Verlust der medizinischen Grundversorgung vor Ort nicht nehmen. Kommunikativ war das wahrlich keine Meisterleistung.

Diese Diskussion hat aber noch einen überregionalen Aspekt: Österreichs SPÖ- und ÖVP-Politiker reden sich gern den Mund fusselig über das verbindende Europa, über grenzüberschreitende Kooperationen. Zu Hause aber erleben wir sie oftmals als regionale Kleinkrämer. Heruntergebrochen auf die steirische Spitalsdebatte: An den Landesgrenzen in Salzburg oder im Burgenland stehen Spitäler, die sich für eine länderübergreifende Kooperation förmlich aufdrängen. Die Steiermark zeigte bisher kein Interesse. Der Tellerrand ist der Horizont. Solange aber nicht über die Grenzen, "out of the box", gedacht und gehandelt wird, bleibt die versprochene Reformpolitik unglaubwürdig. (Walter Müller, 10.4.2019)