Wo kann ich mein Kind noch hingeben? Die Enthüllungen des Falter über Misshandlung und Missbrauch in der Ballettschule der Wiener Oper machen diese Frage wieder aktuell.

Die Wahrheit ist, dass derlei in so gut wie allen "geschlossenen Institutionen" vorkommt – in Kinderheimen, Sportheimen, kirchlichen Einrichtungen, Schulen aller Art. Überall dort, wo ein besonders ausgeprägtes Autoritätsverhältnis herrscht und wo es keine wirksame innere und äußere Kontrolle gibt. Ob das nun ein Klosterinternat ist oder eine Skiverbandsausbildung. Der Ruf der Institution, etwas Besonderes zu sein, in dem ein "strenges Regiment" herrscht, weil man ja schließlich über dem Durchschnitt liegen müsse, lässt den Gedanken an Übergriffe gar nicht aufkommen. Wobei viele Eltern offenbar ihren Kindern nicht zuhören und/oder deren Klagen bagatellisieren. Oder gar nicht in der Lage sind, die Signale ihrer Kinder zu erkennen, die sich unter Druck befinden. Magersucht, wochenlange Unfähigkeit zum Training nach einer Misshandlung – auch Eltern verdrängen hier offenbar oft etwas.

Bei fast allen dieser Vorgänge zeigt sich, dass die Kontrolle versagt oder gar nicht vorhanden ist. Die Realität ist, dass die Eltern selbst aufmerksam sein müssen. Wo kann man sein Kind hingeben? Auf jeden Fall nicht in eine Institution, wo man von vornherein abschottet und ein Mangel an Transparenz spürbar ist. (Hans Rauscher, 10.4.2019)