Algier – In Algerien wird nach dem Rückzug Abdelaziz Bouteflikas am 4. Juli ein neuer Präsident gewählt. Das gab das Präsidialamt am Mittwoch nach wochenlangen Protesten gegen Bouteflika bekannt. Zuvor hatte Armeechef Ahmed Gaed Salah versprochen, der Kreis um das ehemalige Staatsoberhaupt werde entmachtet. Die Mitglieder der noch amtierenden Führung des Landes sollten für mögliche Vergehen wie Korruption zur Verantwortung gezogen werden. "Die Armee kommt den Forderungen des Volkes nach", sagte er vor Offizieren und Soldaten.

Der vom Parlament ernannte Übergangspräsident Abdelkader Bensalah kündigte freie Wahlen an. Das Innenministerium ließ Informationen des Fernsehsenders Ennahar TV zufolge zehn neue Parteien zu.

"Bande"

Salah bezeichnete wie die Demonstranten die Führungsschicht des Landes als "Bande". Der Begriff richtet sich gegen Mitglieder der Regierungspartei Nationale Befreiungsfront, reiche Geschäftsleute und Veteranen des Unabhängigkeitskrieges von Frankreich von 1954 bis 1962, auf deren Unterstützung Bouteflika während seiner 20-jährigen Amtszeit zählen konnte. Nach wochenlangen Protesten trat der 82-jährige schließlich zurück.

Das Militär hat wiederholt in die Politik eingegriffen und sich als Königsmacher positioniert. Zuletzt entzog Salah Bouteflika kurz vor dessen Rücktritt die Unterstützung und stellte sich hinter die Demonstranten. Sie fordern einen tiefgreifenden Wandel in Algerien. (APA, 10.4.2019)