Der Weg ins WWW ist ein kurzer.

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Internet und Pornos gehören seit jeher zusammen. Der Zugang ist einfacher wie nie. Suchmaschinen sei Dank. Die bekannte Pornowebsite Pornhub verzeichnete allein im Jahr 2018 durchschnittlich 92 Millionen Zugriffe – pro Tag! Weltweit vermeldete die Website gar 33,5 Milliarden Zugriffe. In Österreich sorgt die Bekanntgabe der beliebtesten Suchbegriffe jährlich für Erheiterung oder rote Köpfe. So legte der Jahresrückblick der Plattform offen, dass die Österreicher 2018 gerne nach Uniformen suchten – um 60 Prozent lieber als der Rest der Welt. Auch deutsche Nachbarn, BDSM und Stiefmütter (Dazu mehr Infos hier) standen hoch im Kurs.

Die Bandbreite ist groß und stets verfügbar. Was heute selbstverständlich ist, stand jedoch Mitte der 90er knapp vor dem Ende, wie "Wired" schreibt.

Aufsehen in den 90ern

Jim Exon, US-Senatsmitglied der Demokratischen Partei, verschrieb sich 1995 nämlich einer ganz klaren Mission: dem Kampf gegen Pornografie im Internet.

"Allmächtiger Gott, wir preisen Dich für die Fortschritte in der technologischen Entwicklung, die wir heute genießen dürfen. Traurigerweise gibt es Leute, die die neuen Möglichkeiten ausnützen, um obszöne, unpassende und destruktive Pornografie zu verbreiten", sagte der 74-Jährige.

Er legte seinen Mitabgeordneten freizügige Beweisbilder aus dem Internet vor, die er "mit wenigen Klicks" erreichen konnte. Exons angeregter Communications Decency Act (CDA), Teil des Kommunikationsgesetzes, sollte die bereits vorhandenen strikten Regelungen gegen obszöne Inhalte auf das World Wide Web ausbreiten. Anstößiges Material sollte nicht mehr so einfach in Internetforen veröffentlicht werden können.

Weitverbreitet

Denn die Studie "Marketing Pornography on the Information Superhighway", veröffentlicht im "The Georgetown Law Journal", hatte ergeben, dass 80 Prozent der im Umlauf befindlichen Bilder erotischen Inhalts seien.

Das Internet feierte zu diesen Zeiten seine erste Hochkonjunktur, die Kommerzialisierung trat voran. Und wie so oft galt: Das Neue zieht Leute an. Und ja, gerade junge Leute zog es ins Internet. Nirgends sonst war der Zugang zu illustrem Material so einfach.

Von der Urzeit bis zum Buchdruck

Dabei reicht die Geschichte des Pornos weit zurück. Nach dem Motto: Wo Menschen, da auch erotische Darstellungen – in welcher Form auch immer. So gab es bereits vor 27.000 Jahren tongebrannte Darstellungen von Frauen mit nacktem Oberkörper. Ebensolche wurden auch 15.000 vor Christus auf Höhlenmalereien gefunden, wie John Tierney von der Columbia Universität erforschte.

Eine Hand in Cáceres, Spanien. Es gab aber auch anzüglichere Höhlenmalereien.
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Er nannte dieses Phänomen den "erotic technological impulse", das heißt: Die Pornografie treibt technologische Entwicklungen voran, ist sie doch auf Verbreitung auf möglichst viele Menschen angewiesen. Also werden neue technologische Errungenschaften, die dies versprechen, schleunigst in diesem Metier ausgetestet.

Pornos für Marketinggenies

Als Johannes Gutenberg Mitte des 15. Jahrhunderts den Buchdruck erfand, wurden auch erotische Darstellungen einer größeren Masse zugänglich. Die aufkommende Filmentwicklung im 20. Jahrhundert trieb die Verbreitung weiter. Der Achtmillimeterfilm erleichterte das Drehen von Pornos. Ende der 70er gingen 75 Prozent der verkauften Videokassetten auf Pornos zurück. Das Internet setzte aber nochmals einen drauf.

Stephen Cohen, der sich die Domain sex.com gesichert hatte, machte ein Vermögen mit Werbung und nahm bald 50.000 Dollar pro Banner auf seiner Webseite ein. Beth Mansfield verdiente auf ihrer Seite Persian Kitty im ersten Jahr 3,5 Millionen US-Dollar durch Branding. Die Treibenden im Pornografiegeschäft hatten das Marketing im Internet in Gang gesetzt, zusätzlich Pop-up-Banner kreiert und erstmals Nutzer mit kostenpflichtigen Mitgliedschaften an ihre Seiten gekoppelt.

Kurze Gesetzesdauer

Das konnte auch nicht US-Präsident Bill Clinton verhindern, der im Jahr 1996 das Gesetz samt CDA tatsächlich unterzeichnete. Dieses drohte immerhin mit Geldstrafen und Gefängnisstrafen von bis zu zwei Jahren.

Denn bereits 1997 – IT-Riesen wie Microsoft und Apple hatten sich unter anderem beschwert – hob es nämlich der Verfassungsgerichtshof auf: Es verstoße gegen den ersten Zusatzartikel der Verfassung, die Meinungsfreiheit. Zudem seien Begriffe wie "obszön" zu weit gefasst gewesen. Kurzum: Internet und Pornos gehören seither zusammen. (red, 31.7.2019)