Ina Müller (l.) musste für ihre Moderation der Gala viel Kritik einstecken.

Foto: Fritz.de/Deutscher Computerspielpreis

Der Deutsche Computerspielpreis ist seit je her nicht ganz unumstritten. Des Öfteren werden dort Titel ausgezeichnet, die im internationalen Vergleich untergehen, bemängeln etwa Kritiker. Zudem sei die Veranstaltung mit der Politik sehr verflochten.

Doch diese Aspekte gehen in der Nachbetrachtung der diesjährigen, bereits elften Verleihung unter. Was eine Ehrung der Arbeit deutscher Spieleschmieden hätte werden sollen, geriet zu einer "Selbsterniedrigung" der Branche, berichten der "Spiegel", Vice und Gameswirtschaft.

Viel Schelte für Moderatorin

Im Zentrum der Kritik steht dabei Moderatorin Ina Müller. Die Preisträger wurden "zu Verhören auf offener Bühne" empfangen, das Preisgeld wirkte zeitweise "wie Schmerzensgeld" für die erlittene Erniedrigung. Müller ließ demnach kaum ein Klischee über Entwickler und Gamer aus.

Wenn man nach einem harten Arbeitstag nach Hause komme, "holt man da nicht abends mal ne Flasche Wein raus und dann so nen kleinen Energydrink und dann, den Rechner aufgeklappt, so ein richtiges Killerspiel mal? Oder ganz klassisch Youporn?", meinte sie zum deutschen Verkehrsminister Andreas Scheuer.

"Na, liebe Eltern, hättet ihr gedacht, dass die Jungs mit so 'nem Scheiß mal Geld verdienen?", fragte sie hingegen die Entwickler von A Juggler’s Tale, während die Entwickler den "Nachwuchspreis Prototyp" verliehen bekamen. Vom Programmierer des besten Mobile Games, see/saw, wollte sie hingegen wissen, ob er seine Werke auch auf dem Klo sitzend programmiere.

"Ist nicht lustig, wird nie lustig sein"

Diese und andere Witze sorgten im Nachgang des Events auch für deutliche Kritik seitens einiger Teilnehmer. Eine Abrechnung veröffentlichte etwa Alexander Pieper vom Indiestudio Fizbin auf Twitter. "Hört auf, so zu tun, als wären wir bleiche, fette Nerds, die die ganze Zeit in ihrem Keller sitzen. Es ist nicht lustig, war es nie und wird es nie sein", resümiert er. Man brauche keine bekannten Moderatoren, wenn sich diese respektlos gegenüber den Preisträgern zeigten.

Auch die weitere Besetzung der Preisverleihung erscheint ihm nicht geglückt. Manche Laudatoren hätten etwa deutlich zu erkennen gegeben, dass sie keine Ahnung von Videospielen hätten und sich auch nicht für den Games-Preis interessierten. Es habe seine Gründe, warum der Deutsche Videospielpreis nach wie vor kaum ernst genommen werde. Dem Livestream der Veranstaltung hätten zu Spitzenzeiten maximal 200 Nutzer gleichzeitig zugesehen. Insgesamt kommt der Stream bislang gerade einmal auf 21.000 Abrufe.

Sinkendes Interesse

Die Zeichen stehen derzeit auch nicht besonders gut um den Preis. Denn wirklich große Titel fehlten im Feld, zumal etwa Anno 1800 und Tropico 6 erst nach der Anmeldefrist fertig wurden, Auch insgesamt nahm die Zahl der Einreichungen deutlich ab.

Sieger des Abends wurde das vom Entertainer Jan Böhmermann unterstützte Adventure Trüberbrook (btf), das den Gesamtpreis abräumte und sich auch in der Kategorie "Beste Inszenierung" durchsetzte.

Die weiteren Preisträger:

(gpi, 11.04.2019)