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Benedikt XVI. meldete sich wieder zu Wort.

Foto: REUTERS/Alessia Giuliani/File Photo

Vatikanstadt/München – Für den emeritierten Papst Benedikt XVI. sind die Umwälzungen des Jahres 1968 eine Ursache für den sexuellen Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche. "Zu der Physiognomie der 68er-Revolution gehörte, dass nun auch Pädophilie als erlaubt und als angemessen diagnostiziert wurde", schrieb Benedikt in einem Aufsatz, den unter anderen das katholische Nachrichtennetzwerk CNA am Donnerstag veröffentlichte. Außerdem seien Priesterseminare voller "homosexueller Cliquen".

Unabhängig davon hätte sich zeitgleich "ein Zusammenbruch der katholischen Moraltheologie ereignet, der die Kirche wehrlos gegenüber den Vorgängen in der Gesellschaft machte".

"Abwesenheit Gottes"

Grund für die Krise der katholischen Kirche sei auch eine "Gottlosigkeit". "Wieso konnte Pädophilie ein solches Ausmaß erreichen? Im letzten liegt der Grund in der Abwesenheit Gottes", schreibt der deutsche Expapst, der nächste Woche 92 Jahre alt wird. "Auch wir Christen und Priester reden lieber nicht von Gott, weil diese Rede nicht praktisch zu sein scheint." Eine Gesellschaft mit einem abwesenden Gott sei eine Gesellschaft, in der "das Maß des Menschlichen" immer mehr verlorengehe.

Nach Rücksprache mit seinem Nachfolger Franziskus habe er den Text für das bayerische "Klerusblatt" geschrieben. Darin heißt es: In den Jahren von 1960 bis 1980 seien "die bisher geltenden Maßstäbe in Fragen Sexualität vollkommen weggebrochen" und eine "Normlosigkeit entstanden, die man inzwischen abzufangen sich gemüht hat".

Benedikt war von 2005 bis zu seinem spektakulären Rücktritt 2013 Papst. Seine Amtszeit wurde unter anderem von mehreren Missbrauchsskandalen erschüttert. Angesichts der schweren Krise hatte Papst Franziskus im Februar zu einem Anti-Missbrauchs-Gipfel im Vatikan eingeladen. Franziskus weist immer wieder darauf hin, dass der Grund für Missbrauch auch die Machtstrukturen der Kirche sind. (APA, 11.4.2019)