Das beste Pressefoto 2018 ist ein Bild von und gegen Donald Trumps Grenzpolitik, die Kinder von ihren Eltern trennte – und von der Trump nach massiven Protesten abrückte
Ansichtssache
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Harald Fidler
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Bilder der Migration sind für die Jury der World Press Photo Awards die besten fotojournalistischen Aufnahmen des Jahres 2018. Das Pressefoto des Jahres zeigt das kaum zwei Jahre alte Mädchen Yana aus Honduras, das weinend vor seiner Mutter steht. Sie wird, an ein Polizeiauto gelehnt, gerade von einem Beamten durchsucht.
Der Bildausschnitt zeigt die Szene aus ihrer Sicht – die übergroße, dunkle Welt der Erwachsenen nur als Ausschnitt auf ihrer Augenhöhe. Von den Erwachsenen sieht man nur Unterkörper und Beine.
Bild gegen Trump
Das Foto von John Moore für Getty Images wurde blitzschnell in Medien und vor allem Social Media zum Symbolbild von US-Präsident Donald Trumps Order, Kinder bei Einwanderungsversuchen von ihren Eltern zu trennen. Binnen weniger Tage nach der Aufnahme – sie stammt vom 12. Juni 2018 – lenkte Trump ein und nahm diese Anordnung zurück.
Yana, das kleine Mädchen aus Honduras, wurde jedenfalls in diesen Tagen nicht von seiner Mutter Sandra getrennt. Die "New York Times"und die BBC erreichten den Vater einige Tage nach der Aufnahme und einem Proteststurm mit dem Bild von der Grenze in Honduras; er berichtete, Mutter und Kind seien gemeinsam nach der Überquerung des Rio Grande festgenommen worden.
Das "Time"-Magazinstellte das weinende Kind in einer Montage auf seinem Cover Donald Trump gegenüber. Schlagzeile: "Welcome to America".
Erstmals Auszeichnung für die "Story of the Year"
Erstmals vergab die Jury der World Press Photo Awards auch eine Auszeichnung für die "Story of the Year". Auch sie beschäftigt sich mit Migration: Für "The Migrant Caravan" dokumentiert der niederländisch-schwedische Fotograf Pieter Ten Hoopen den Zug von tausenden Flüchtlingen Richtung USA im Oktober und November 2018 in Mexiko. 7.000 Menschen, davon mindestens 2.300 Kinder, waren unterwegs.
"The Migrant Caravan" beschäftige sich "mit einem Thema, das jeden betrifft", erklärte Hooper dem "British Journal of Photography": "Und das ist Liebe." Es wäre einfacher gewesen, diese Story auf Angst aufzubauen und sich auf negative Erfahrungen und Eindrücke zu konzentrieren. Er aber wollte Mitgefühl in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellen.
4.788 Fotografen und Fotografinnen aus 129 Ländern haben beim jüngsten Bewerb insgesamt 78.801 Bilder eingereicht. 17 Fotografinnen und Fotografen, Kuratoren und Redakteure aus sechs Kontinenten suchten die am Donnerstag präsentierten Siegerbilder aus. Whitney C. Johnson ("National Geographic") leitete die Jury.
Die Wiener Galerie Westlicht wird die Siegerbilder auch heuer zeigen, von 13. September bis 20. Oktober 2019.
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