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Mit der Übernahme von Monsanto hat sich der deutsche Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer auch jede Menge Klagen eingekauft.

Foto: Reuters / Wolfgang Rattay

Lyon – Im Rechtsstreit um Gesundheitsschäden mutmaßlich durch ein Unkrautvernichtungsmittel der Bayer-Tochter Monsanto hat ein französischer Landwirt erneut recht bekommen. Das Berufungsgericht in Lyon entschied am Donnerstag, Monsanto sei wegen "fehlerhafter Produkte" verantwortlich.

Der heutige Biobauer Paul Francois führt schwere Gesundheitsprobleme auf den inzwischen verbotenen Unkrautvernichter Lasso von Monsanto zurück, mit dem er früher seine Felder behandelte. Der Landwirt gibt an, unter schweren neurologischen Schäden zu leiden, seit er 2004 Dämpfe des Herbizids einatmete.

Mehr als eine Million Schadensersatz

In erster Instanz 2012 und im Berufungsverfahren 2015 gaben französische Gerichte Francois recht, Monsanto legte jedoch Rechtsmittel ein. Seit Anfang Februar verhandelte das Berufungsgericht in Lyon daher erneut über den Fall. Francois will mehr als eine Million Euro Schadenersatz von dem Unternehmen erstreiten. Lasso ist seit 2007 in Frankreich verboten.

In den USA war Monsanto im August zur Zahlung von Schadenersatz an einen früheren Hausmeister verurteilt worden, der den Unkrautvernichter Roundup für seine Krebserkrankung verantwortlich macht. Ende März befand eine Jury in einem weiteren Verfahren zudem, dass Monsanto nicht ausreichend vor den Risiken des Einsatzes von Roundup gewarnt habe. Monsanto muss demnach fast 81 Millionen Dollar (knapp 72 Millionen Euro) an einen an Krebs erkrankten Kläger aus den USA zahlen. Tausende weitere Klagen sind in den Vereinigten Staaten anhängig.

Glyphosat-Prozesse treffen Bayer hart

Noch nicht flächendeckend verboten ist hingegen Glyphosat. Die Prozesse um die angeblich krebserregende Wirkung des Unkrautvernichters kratzen nach den Worten von Konzernchef Werner Baumann am Image von Bayer. Der Konzern hat Monsanto im Vorjahr für 63 Md. Dollar übernommen. "Wir haben zwei Fälle erstinstanzlich verloren. Aufgrund dieser Tatsache ist das Unternehmen ziemlich massiv betroffen, Sie sehen es an unserem Aktienkurs", sagte Baumann am Donnerstag auf einer Tagung in Köln. "Wir sehen es selektiv, vor allem hier in Deutschland und in Frankreich, weniger in den USA, an den Reputationswerten." Es werde viel Politik und Stimmung gegen die Produkte des Unternehmens gemacht, monierte der Bayer-Chef, der die milliardenschwere Übernahme des Glyphosat-Entwicklers Monsanto trotz der Rechtstreitigkeiten weiter für die richtige Entscheidung hält.

In den USA sieht sich der Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern mit mehr als 11.200 Klägern wegen des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Roundup von Monsanto konfrontiert. In zwei Fällen wurde das Unternehmen bereits zu millionenschweren Schadenersatzzahlungen verurteilt. Bayer hat zwar Berufung eingelegt, viele Experten gehen aber bereits von einem teuren Vergleich aus. (APA, AFP, 11.4.2019)