David Malpass setzt Akzente. Mit der Bedrohung des Klimawandels vor allem für die ärmsten Länder spricht der ehemalige US-Staatssekretär Themen an, die sein Ex-Chef Donald Trump nicht so ernst nimmt.

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Es kam, wie es kommen musste. Mit David Malpass leitet wieder ein Amerikaner die Weltbank. Die US-Erbpacht in der wichtigen Institution zur Bekämpfung der Armut und Förderung schwach entwickelter Staaten wirkt umso anachronistischer, als sich die internationalen Machtgewichte stark in Richtung der Schwellenländer verschoben haben. Zudem sind von China über Südostasien bis Lateinamerika zusehends neue Initiativen entstanden, die der Weltbank den Rang ablaufen könnten.

In diesem heiklen Umfeld lassen die 1944 im amerikanischen Ort Bretton Woods gegründeten Institutionen Weltbank und Internationaler Währungsfonds (IWF) wenig Bereitschaft zur Veränderung erkennen, wie sich bei der diesjährigen Frühjahrstagung in Washington zeigt. Während die Weltbank seit ihrer Gründung von US-Vertretern geleitet wird, sitzt an der Spitze des Währungsfonds eine Person aus Europa, seit 2011 die Französin Christine Lagarde.

Einziger Kandidat

Bei der Bestellung von Malpass gab es zwar zarte Versuche, das US-Gewohnheitsrecht auf den Spitzenposten zu brechen, doch letztlich war der bisherige Staatssekretär im US-Finanzministerium der einzige Kandidat. Nicht zuletzt, weil in der durch Handelsstreitigkeiten angespannten Situation niemand den von internationaler Zusammenarbeit wenig haltenden Donald Trump reizen wollte. Malpass wurde von den Exekutivdirektoren einstimmig bestellt. Nun wird mit Spannung erwartet, ob der einstige Investmentberater, der schon unter den republikanischen Präsidenten Ronald Reagan und George Bush gedient hat, die in Washington grassierende Abkehr von multilateralen Initiativen fortsetzt.

Vor allem frühere Aussagen des Physikers und Ökonomen lassen in den Bretton-Woods-Institutionen einige Skepsis aufkommen. Er hat die Effizienz von Weltbank und IWF hinterfragt und die ständige Ausweitung von Tätigkeitsfeldern kritisiert. Der Konflikt der USA mit China dürfte sich in der Weltbank fortsetzen, weil Malpass angesichts der rasanten Entwicklung wenig von internationaler Armenhilfe für das aufstrebende Riesenreich hält. Der Amerikaner gab sich am Donnerstag bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit seiner Bestellung diplomatisch. Er unterstrich die Bedrohung durch den Klimawandel, die für die ärmsten Länder am größten sei. Zu China verwies Malpass auf die bereits beschlossene Abmachung, wonach die Kredite der Weltbank an Peking schrumpfen.

Seidenstraße unter Beobachtung

Nicht nehmen ließ sich der Trump-Vertraute die Bemerkung, dass man bei chinesischen Projekten im Rahmen der neuen Seidenstraße die Nachhaltigkeit und Transparenz der Finanzierung im Blickfeld haben müsse. Hier gibt es wachsende Kritik, dass China mit riesigen Krediten die Verschuldung und Abhängigkeit anderer Länder vergrößere. Damit deutete Malpass eine veränderte Linie zu seinem Vorgänger Jim Yong Kim an, der die Seidenstraße-Projekte Pekings unterstützte.

Malpass wird als Trump-Mann in seinem Amt unter genauer Beobachtung stehen, wobei die Skepsis nicht überall geteilt wird. Die Weltbank hat ihren Aufgabenradius ständig ausgeweitet, kümmert sich neben der Armutsbekämpfung um Gesundheits-, Migrations-, Klima-, Gender- oder Tierschutzfragen.

Gegen einen ganzheitlichen Ansatz in der Entwicklungszusammenarbeit mag zwar niemand etwas einzuwenden haben, sehr wohl aber gegen die zunehmenden Überschneidungen mit anderen Organisationen wie beispielsweise der Uno. Die Weltbank verzettele sich, sagt ein hoher Manager der Institution, der namentlich nicht genannt werden will. "Sie sollte sich auf ihre Kernkompetenz, die Armutsbekämpfung, konzentrieren." (Andreas Schnauder aus Washington, 12.4.2019)