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Hillary Clinton, Ex-Präsidentschaftskandidatin.

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Washington/London – Der in London inhaftierte Wikileaks-Gründer Julian Assange sollte sich nach Ansicht der früheren US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton für seine mutmaßlichen Straftaten vor Gericht verantworten. Die Enthüllungsplattform hat im Präsidentschaftswahlkampf 2016 E-Mails der demokratischen Partei veröffentlicht und damit der damaligen Kandidatin Clinton geschadet.

USA-Korrespondent Robert Uitz-Dallinger erklärt, was WikiLeaks-Aufdecker Julian Assange bei einer Auslieferung an die USA drohen könnte.
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"Aus der Anklage, die öffentlich geworden ist, geht hervor (...), dass es um die Unterstützung beim Hacken eines Militärcomputers geht, mit dem Ziel, Informationen der US-Regierung zu stehlen", sagte Clinton bei einer Veranstaltung in New York am Donnerstag (Ortszeit). "Ich werde warten und sehen, was mit den Anklagepunkten passiert und wie das Ganze weitergeht", fügte sie hinzu. "Das Entscheidende ist, dass er sich für das, was er getan hat, verantworten muss, zumindest so, wie es die Anklage vorsieht."

US-Geheimdienste gehen nach eigenen Angaben davon aus, dass die im Präsidentschaftswahlkampf gestohlenen E-Mails von russischen Hackern heruntergeladen und Wikileaks zugespielt wurden, um Clinton zu schaden und Donald Trump zu helfen.

Trump weiß nichts über Wikileaks

Trump hat erklärt, dass er mit der Enthüllungsplattform nicht vertraut sei. "Ich weiß nichts über Wikileaks. Das ist nicht meine Angelegenheit", sagte Trump am Donnerstag im Weißen Haus in Washington auf Fragen von Journalisten. Er habe gehört, was mit Assange passiert sei, und es sei nun an US-Justizminister William Barr, eine Festlegung zu treffen. Auf Nachfragen erklärte Trump, er habe zu dem Fall keine Meinung. Während des Präsidentschaftswahlkampfs 2016 hatte der Republikaner Wikileaks gelobt und erklärt, er liebe die Organisation.

Assange war am Donnerstag in der Botschaft Ecuadors in London festgenommen worden. Der 47-Jährige hatte dort seit Juni 2012 im selbstgewählten Exil gelebt. Die USA fordern seine Auslieferung.

Assange-Mitarbeiter in Ecuador festgenommen

In Ecuador ist ein Mitarbeiter von Assange festgenommen worden. Innenministerin María Paula Romo sagte am Donnerstag dem Radiosender Sonorama, die Festnahme in der Hauptstadt Quito sei erfolgt, als der "sehr enge" Mitarbeiter Assanges nach Japan habe reisen wollen. Angaben zur Identität des Festgenommenen machte die Ministerin nicht. Einem Medienbericht zufolge soll es sich um einen Schweden handeln, der auf Sicherheitstechnologie und Verschlüsselung spezialisiert ist.

Innenministerin Romo hatte den Mann zuvor mit Versuchen in Verbindung gebracht, die Regierung von Präsident Lenín Moreno zu "destabilisieren". Der Festgenommene lebe schon seit Jahren in Ecuador und sei eine der "Schlüsselfiguren" von Wikileaks. In der Vergangenheit habe er Auslandsreisen mit dem früheren ecuadorianischen Außenminister Ricardo Patiño unternommen.

Australien will sich nicht einmischen

Australiens Premierminister Scott Morrison schließt eine Einmischung seiner Regierung in den Fall des gebürtigen Australiers Assange aus. Das sei "Sache der USA" und habe "nichts mit uns zu tun", sagte Morrison am Freitag laut lokalen Medien. Assange erhalte keine Sonderbehandlung, ihm werde die übliche konsularische Unterstützung gewährt, sagte Morrison dem Sender ABC. Australiens Außenministerin Marise Payne sagte vor Reportern: "Der Auslieferungsprozess selbst findet zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien statt." Ihr Land sei aber "völlig gegen" die Todesstrafe.

Italiens Fünf-Sterne-Bewegung protestiert

Italiens Regierungspartei Fünf Sterne kritisiert die Festnahme von Assange. Die populistische Bewegung bezeichnete die Festnahme des Australiers als "äußerst gravierende Verletzung des internationalen Rechts" und als "Angriff auf die individuelle Freiheit". In einer Stellungnahme auf dem offiziellen Blog der Bewegung kritisierte die stärkste Partei im italienischen Parlament Ecuador, das Assanges politisches Asyl aufgehoben hatte. Dabei seien die Rechte Assanges und internationales Recht verletzt worden. (APA, 12.4.2019)