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Immer noch wird in der Slowakei über den Doppelmord vom Februar 2018 getrauert.

Foto: Reuters / David W Cerny

Bratislava – Nach dem Geständnis im Mordfall Ján Kuciak setzten die slowakischen Behörden am Freitag ihre Ermittlungen fort. Nach Angaben des Onlinemagazins aktuality.sk, für das Kuciak als Enthüllungsjournalist gearbeitet hatte, suchten Polizeitaucher im Südwesten des Landes nach der Tatwaffe. Grundlage der Suchaktion waren Aussagen des ehemaligen Soldaten Miroslav M., der tags zuvor nach fünfstündigem Verhör angegeben hatte, der Todesschütze zu sein.

Der Mord am 27-jährigen Kuciak und seiner Verlobten Martina Kušnírová im Februar 2018 hatte in der Slowakei Entsetzen ausgelöst. Kuciak hatte über Verbindungen des organisierten Verbrechens zu höchsten Regierungskreisen recherchiert. Eine breite Bürgerbewegung forderte lückenlose Aufklärung. Es kam zu den größten Massendemonstrationen seit der Samtenen Revolution des Jahres 1989, Innenminister Robert Kaliňák und Premierminister Robert Fico traten zurück. Der Mord war auch Thema im Präsidentschaftswahlkampf, aus dem im März die 45-jährige Bürgerrechtlerin und Juristin Zuzana Čaputová als Siegerin hervorging.

Spekulationen um Aussage

Der nun geständige Miroslav M. gehörte bereits länger zum Kreis der Beschuldigten. Bisher waren die Behörden allerdings davon ausgegangen, dass es sich bei ihm nicht um den Schützen selbst handelt. Er soll, so der Ermittlungsstand vor seinem Geständnis, lediglich als Chauffeur fungiert und seinen Cousin Tomáš Sz., der bisher als wahrscheinlicher Schütze galt, zum Tatort gebracht haben.

Was das Geständnis des Ex-Soldaten nun wert ist, ist derzeit Gegenstand diverser Spekulationen. Beobachter halten es für nicht ausgeschlossen, dass die Beschuldigten Verwirrung stiften wollen, um die weiteren Ermittlungen zu behindern. Dass beide zum Tatzeitpunkt bei Kuciaks Haus im westslowakischen Veľká Mača waren, haben die Behörden unter anderem aufgrund von Handydaten herausgefunden. Ein Gutachten, das Aufnahmen einer Überwachungskamera analysierte, soll später nahegelegt haben, dass es Sz. war, der vor dem Mord in Kuciaks Haus eindrang.

Weitere Verdächtige

Miroslav M. und Tomáš Sz. sind nicht die einzigen Beschuldigten im Mordfall Kuciak. Ermittelt wird auch gegen Zoltán A., der als Mittelsmann gilt, und gegen Alena Z., die den Mord in Auftrag gegeben haben soll. Doch auch sie soll nicht auf eigene Faust gehandelt haben: Als möglicher Hintermann gilt derzeit der Unternehmer Marian K., der mittlerweile ebenfalls als Beschuldigter geführt wird. K., ein früherer Nachbar von Expremier Fico, ist in diverse Skandale verwickelt und hatte Kuciak wegen dessen Recherchen telefonisch bedroht. (Gerald Schubert, 12.4.2019)