Von winzigklein bis zum Fünfmeter-Coupé reicht die Bandbreite der lustigsten und spannendsten elektromobilen Fingerzeige abseits des SUVs, die beim Genfer Salon Aufmerksamkeit heischten, großteils sind sie für den Serieneinsatz vorgesehen: Hier der Smart Forease+.

Foto: Daimler

VW ID Buggy.

Foto: Volkswagen

Honda e Prototype.

Foto: Honda

Peugeot e-208.

Foto: Peugeot

Seat el-born.

Foto: Seat

Bei Tesla war es im Grunde nicht anders: Den Schritt in die größeren Stückzahlen machte der kalifornische Elektroautopionier, gleichwohl er über eine engagierte, geradezu pseudoreligiöse Fanklientel verfügt, vorsichtshalber mit einem SUV, dem Model X. Weil SUV geht immer, da ist der Absatzerfolg vorprogrammiert. Für ihr Markt-Entrée folg(t)en auch die renommierten Hersteller aus Europa und Fernost dieser geschäftsmännischen Logik: Hyundai Kona Elektro, Kia e-Niro, Jaguar I-Pace, Audi e-tron, Mercedes EQC sowie die 2020 kommenden BMW iX3, VW ID Crozz und Skoda Vision E – allesamt Repräsentanten besagter Modegattung.

Und jetzt bitte einmal tief Luft holen, einatmen, ausatmen: Gleich nach diesem Schwung hebt die Ära der Massenelektromobilität an, nächstes Jahr ist es so weit. Und siehe da, es zeigt sich, es geht auch anders. Unlängst beim Genfer Autosalon zeichnete sich die Bandbreite der sich eröffnenden Möglichkeiten ab, sie wird SUV-Verächter beruhigen.

Citroën Ami One Concept.
Foto: Citroën

Beginnen wir mit winzigklein. Citroën lancierte mit dem Ami One Concept eine für die Marke mit der großen avantgardistischen Tradition angemessen schräge Kiste. Ein extrem minimalistisches Gefährt mit immerhin Platz für zwei. 2,50 mal 1,50 Meter Grundfläche beansprucht das Ding lediglich, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei phänomenalen 45 km/h, die Reichweite bei 100 Kilometern, mehr als zwei Marathons. Ob aus dem Kabinenroller ein Serienfahrzeug wird? Sagen wir mal so: Die Franzosen machen nix aus Jux und Tollerei, die meisten Studien des Konzerns aus jüngerer Zeit fanden auf die eine oder andere Weise ihren Weg auf die Straße, die Chancen stehen also gar nicht schlecht.

Seat Minimó.
Foto: Seat

Bei Seat sind die Würfel schon gefallen, gefallen "pro". In dem Fall für den Minimó: Das 2,5-Meter-Elektro-Stadt-Spuckerl à la Renault Twizy mit zwei Sitzplätzen hintereinander geht 2020 offiziell an den Stecker. Mit mehr als 100 km WLTP-Reichweite und ohne Moped-Tempolimit. Die Batterie liegt übrigens unterm Fahrzeugboden und kann blitzartig gewechselt werden, anschließend darf man gleich die nächsten hundert angehen.

E-Marke Smart

Nicht für den Serieneinsatz gedacht ist hingegen der Smart Forease+, der dient nur als Hinweis auf die rein elektrische Zukunft der Mercedes-Kleinstwagenmarke, und an der sollen die Chinesen (Geely) maßgeblich mitwirken, wie soeben bekanntgegeben wurde. Auch der ID Buggy ist momentan reine Spielerei, den Wolfsburgern war daran gelegen zu zeigen, wie einfach sich auf dem Konzern-Elektrobaukasten namens MEB auch extravagante Schmankerln umsetzen ließen. Beim Fiat Centoventi ist ebenfalls noch nicht raus, was daraus werden mag, aber ein E-Mobil in Panda-Größe und -Optik würde der Marke gut anstehen, auch die Idee mit der modularen Batterie, die Reichweiten von 100 bis 500 km ermöglicht – wobei man zusätzliche Batterieeinheiten kauft oder mietet, so die Idee.

Kia e-Soul.
Foto: Kia

Der Rest, der jetzt folgt, ist Stück für Stück abgesegnet, jedes einzelne Auto geht demnächst (Kia e-Soul) oder 2020 in Serie. Da wäre einmal der e Prototype, Hondas erstes, ausgesprochen gefällig designtes Elektrovehikel. Die Leistung des Hecktrieblers soll bei rund 74 kW liegen, also knapp über 100 PS, die WLTP-Reichweite bei über 200 km, bei uns landet der idealtypische Stadtstromer in der ersten Jahreshälfte 2020. Unter vier Meter wie der Honda bleibt der e-208 mit 4,03 m ganz knapp nicht, Peugeot ist aber früher dran: Schon gegen Jahreswechsel 2019/20 geht es los, mit 100 kW (136 PS), 50-kWh-Akku und 340 km Reichweite.

Kleine Schritte

Vom Kleinwagen ist es nur ein kleiner Schritt in die Kompaktklasse. Damit wären wir einerseits beim Kia e-Soul – das kastige 4,20-Meter-E-Mobil startet demnächst bei uns, mit Technik wie im e-Niro (die 100-kW/136-PS-Version fährt nach WLTP 289 km weit, die mit 150 kW/204 PS 452. Einstiegspreis für die 100-kW-Version: 34.990 €, für die mit 150: 39.390) -, andererseits bei Seats zweiter offiziell verbürgter elektrischer Genf-Novität, dem el-born. Damit sind Sie nicht unversehens in Barcelona gelandet, sondern in Zwickau: Der fesche E-Seat wird im schönen Sachsenland gebaut. Müsste man sich einen Leon als E-Mobil vorstellen, so etwas käme dabei wohl in etwa raus. Er steht, wie demnächst gleich einmal ein Dutzend E-Autos aus dem VW-Konzern – darunter auch der ganz ähnlich wie der el-born konzipierte VW ID, der im Juni 2020 startet – auf der MEB-Plattform, kommt auf 420 km WLTP-Reichweite und E-Motor-Leistungen von bis zu 150 kW (204 PS).

Audi e-tron GT concept.
Foto: Audi

Das Schönste zuletzt. Audi e-tron GT concept. Atemberaubend. So hätte eigentlich das neue A5 Coupé aussehen sollen, nein: müssen. 4,96 Meter lang ist die Pracht, je ein E-Motor werken vorn und hinten, sie ergeben zusammen 434 kW respektive 590 PS, und als WLTP-Reichweite sind über 400 km in Aussicht gestellt. Ende 2020 flundert die Serienversion los, im Visier hat der Viertürer eindeutig das Model S von Tesla. Bedeutet: Warm anziehen in Kalifornien! (Andreas Stockinger, 19.4.2019)