Vielleicht hat Diess an den I.D. Buggy gedacht, als er meinte, dass E-Auto Spaß machen würden.

Foto: Volkswagen

Jetzt, wo es endlich ernst wird mit den Elektroautos und sogar die abgastechnischen Schlusslichter in der Automobilindustrie auf den E-Mobility-Zug aufspringen, kommen die Zauderer wieder auf den Geschmack. Stromautos seien emotional nicht richtig aufgeladen, lamentierte der Chefredakteur einer großen deutschen Zeitung unlängst im Fernsehen. Von der Beschleunigung her seien Elektrofahrzeuge wohl interessant, "aber sie haben keine Seele!".

Superemotionalisierung

Wie jetzt? Ein Verbrennungsmotor hat eine Seele? Und wo? Ist vielleicht der Vergaser das Herz? Das fragte sich nicht nur Volkswagen-Chef Herbert Diess, der die kühne Forderung zu parieren suchte, indem er den abgasfreien Fahrzeugen eine Superemotionalisierung attestierte: "Doch, die machen Spaß, die haben Seele!"

Das überzeugt aber auch nicht wirklich. Der Logik folgend würde dem Autoleib also durch Gasgeben eine Seele eingehaucht. Wobei, Gas gibt der Fahrer auch im Elektroauto, zumindest im übertragenen Sinn, indem er dem E-Antrieb Strom zuführt. Spürbar wird die Seele davon freilich nicht. Denn die Seele ist ja unsichtbar. Ein flüchtig geistig Ding, wie Christoph Süß im Bayerischen Rundfunk vortrefflich formulierte.

Vielleicht hilft ein wenig Romantik in Form eines elektronischen Lagerfeuers auf dem Flatscreen am Armaturenbrett? Wohl nicht.

Zur Beruhigung

Augenscheinlich geht es bei der Seele eines Autos doch nur um profane Potenzrituale. Der Zeitungschef jedenfalls vermeint, seinem Oldtimer-Porsche wohne sehr wohl eine Seele inne. Aha. Eine alte Opel-Schüssel verbannt man von der Straße, aber beim Porsche, da gast die Seele aus dem Auto.

Wir sind jetzt wieder beruhigt. Denn die Autoseele ist doch nur Machomüll, wenn auch vom Feinsten. Luise Ungerboeck, 23.4.2019)