Eines der acht Alben, in denen die 69 Fotos von Édouard Baldus veröffentlicht wurden, ist im Besitz der Fotosammlung Ostlicht. Alle ausgestellten Bilder, wie dieses vom Viadukt von St. Chamas, stammen daraus.

Foto: Courtesy Fotosammlung OstLicht, Wien

Baldus fotografierte auch Landschaften wie diese "Der Mönch" genannte Felsformation.

Foto: Courtesy Fotosammlung OstLicht, Wien

Fotograf Édouard Baldus reiste 1861 im Auftrag der südfranzösischen Eisenbahngesellschaft von Paris ans Mittelmeer. Erst 1850 war die Strecke komplett verbunden worden. Baldus sollte Brücken und Bahnhöfe festhalten, aber auch Kulturdenkmäler und das Leben rechts und links der Gleise.

60 der 69 damals veröffentlichten Abzüge sind in der Ausstellung Transit und Monument der Wiener Fotogalerie Westlicht zu sehen. Spektakel bieten sie auf den ersten Blick kaum. Dramatische Perspektiven und ikonische Inszenierungen?

Fehlanzeige. Markanteste Merkmale der Fotos sind dunkle Schatten im Kontrast zum hellen Stein und Stahl. Die Aufnahmen aus der Frühzeit der Fotografie wirken meist sachlich, auch wenn das in manchen Fällen über ihre Entstehung täuscht. Um die Tiefe des Kreuzgangs der Kirche in Saint Trophime hervorzuheben, puzzelte Baldus etwa zwölf verschiedene Aufnahmen zusammen.

Geschichten stecken im Detail

Ein aus zwei Aufnahmen zusammengesetztes Panorama Marseilles hat Baldus, mit der Kamera auf demselben Punkt stehend, aus zwei verschiedenen Winkeln fotografiert. Die Häuser fallen perspektivisch zu den Seiten ab.

Weitere Geschichten der Ausstellung stecken im Detail. Wegen der noch langen Belichtungszeiten sind Baldus' Motive wie die Flüsse unter den gestochen scharfen Brücken seltsam formlos glatt. Die Aufnahmetechnik war zu langsam, um die Wellen selbst festzuhalten. Die Menschen als Staffage auf den Bildern sind folglich keine Schnappschüsse.

Eigentlich war Baldus Deutscher. Wegen Geldfälscherei gesucht, flüchtete er 1835 nach Frankreich. Dort erlernte der Maler die Fotografie und wurde rasch anerkannt. Er bekam Staatsaufträge wie jene, die Überschwemmung an der Rhône zu dokumentieren. Die Schau wirft ein Blick auf die Frühzeit der Fotografie und ist die erste zu Baldus hierzulande. Sie will mit Argusaugen und Weile entdeckt werden. (wurm, 12.4.2019)