Die RH-Kritik entspreche "inhaltlich den Fakten", sagt Philipp Trattner.

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Nicht weniger als 40 Empfehlungen gibt der Österreichische Rechnungshof am Ende seines 111 Seiten starken Berichts an das Sportministerium ab. Im Herbst 2017 hatte der Rechnungshof das System der Bundessportförderung unter die Lupe genommen, allein der Zeitpunkt dieser Prüfung mag Sportminister Heinz-Christian Strache (FPÖ) veranlassen, sich entspannt zurückzulehnen, trat er doch erst im Dezember 2017 als Vizekanzler und im Jänner 2018 als Sportminister an.

Doch mit Zurückgelehntheit, sagt der von Strache als Sektionsleiter eingesetzte Philipp Trattner, würde man es sich "zu leicht machen". Schließlich fällt die Kritik des Rechnungshofs durchaus harsch aus, darüber hinaus entspreche sie nach wie vor "inhaltlich den Fakten". Trattner ortet etliche "große Kritikpunkte", und der erste, den er selbst erwähnt, ist der, wie es im Bericht heißt, "niedrige Anteil von Frauen in Entscheidungspositionen". In der für die Fördervergabe zuständigen Bundes-Sport GmbH (BSG) liegt dieser Anteil bei null Prozent. Niedriger geht es nicht.

Eine Abteilungsleiterin

Kürzlich hatte Strache den Rapid-Manager Werner Kuhn als Aufsichtsratsvorsitzenden der BSG präsentiert. Kuhn, der dem zurückgetretenen Armin Assinger folgte, war laut Trattner "der beste Kandidat. Ich kann eine Frau nicht nur deshalb mit einer Position betrauen, weil sie eine Frau ist." Trattner will aber "Frauen im Ministerium stark forcieren", er erwähnt eine Abteilungsleiterin und zwei stellvertretende Abteilungsleiterinnen.

Im sechsköpfigen BSG-Vorstand bleiben allerdings Männer unter sich, dasselbe gilt für zwei sechsköpfige Kommissionen, eine für Leistungs- und Spitzensport, eine für Breitensport. Je zwei Männer wurden vom Sportministerium entsandt, je vier von der Bundes Sport Organisaton (BSO). "Ich schließe Veränderungen nicht aus", sagt Trattner, der aber weniger an einen höheren Frauenanteil denkt als an eine Abschaffung der Kommissionen. "Wofür brauche ich sie, wenn es ohnehin eine Geschäftsführung und einen Aufsichtsrat gibt?"

Mit einer derartigen Einsparung könnte man einem weiteren RH-Kritikpunkt begegnen: Vertreter von Fördernehmern sitzen in Entscheidungsgremien und bekommen "einen abgesicherten Einfluss auf die Förderentscheidungen eingeräumt". Die Vergabe von 80 Millionen Euro an Bundessportfördermitteln erfolgte laut dem Bericht "unter starkem Einfluss der Fördernehmer selbst". Der RH macht "systemimmanente Interessenkonflikte" aus.

Suboptimale Optik

Ein solcher Konflikt könnte Peter Schröcksnadel betreffen, schließlich ist der Präsident des Skiverbands (ÖSV) einer der vier BSO-Vertreter in der BSG-Kommission für Leistungs- und Spitzensport. Trattner räumt durchaus eine suboptimale Optik ein, er will Fördermittel künftig "vielleicht lieber ohne Schröcksnadel" vergeben wissen.

Auch dem Rechnungshof fiel auf, dass 2016 der mit 15 Millionen Euro geförderte Fußballbund (ÖFB) "der mit Abstand größte Fördermittelempfänger war". An die Dachverbände ASKÖ, Union und ASVÖ gingen mehr als je zehn Millionen Euro, Förderbedarf sei "kein Entscheidungskriterium" gewesen. RH-Empfehlung: "Die Zweckmäßigkeit einer primär am Erhalt von Organisationsstrukturen orientierten Sportförderung wäre zu hinterfragen."

Doch dieses Fass macht wohl auch Strache nicht auf. Für Trattner sind drei Dachverbände ebenso "ein Faktum" wie die Zweifaltigkeit mit BSO und ÖOC. "Mit der ganz großen Umstrukturierung beschäftigen wir uns nicht." (Fritz Neumann, 12.4.2019)