Wien – Bis zu 2.000 Personen haben am Samstagnachmittag gegen einen Aufmarsch der rechtsradikalen Identitären vor dem Justizministerium in Wien demonstriert.

Unter massivem Polizeiaufgebot haben sich am Samstagnachmittag rund 100 Unterstützer der Identitären Bewegung Österreich bei einer Standkundgebung vor dem Justizministerium eingefunden. Neben Identitären-Kadern waren auch weitere Rechtsextremisten bei der Kundgebung.

Sellner begrüßt "Helden"

Zur Kundgebung aufgerufen hatten die Identitären nach der von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) erzwungenen deutlichen Abgrenzung der FPÖ von der rechtsextremen Gruppierung. Sprecher Martin Sellner lobte die trotz der "Diffamierungskampagne" gekommenen Sympathisanten gleich eingangs als "Helden" und pries die Identitären als "Avantgarde der Meinungsfreiheit", die vom "tiefen linken Staat", der "Politjustiz" und der "Medienmafia" bedroht sei.

Als Überraschungsredner wurde der Gründer von der im Sand verlaufenen Bewegung Pegida Österreich, Georg Immanuel Nagel, angekündigt.

Sellner begrüßte die Gekommenen als "Helden".
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Die IBÖ sammelte sich ab 15.30 Uhr beim Justizministerium. Eine Gegendemo startete bei der Universität.

Die Polizei bewegte sich zwischen IBÖ-Demo und Gegendemo.
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Wegen der beiden Demos, aber auch des Fußballmatchs Rapid Wien gegen den SV Mattersburg stellte die Polizei 800 Beamte und eine Drohne in der Stadt bereit. Je nach Bedarf werde man die Beamten dann verteilen, so ein Sprecher der Polizei auf Nachfrage des STANDARD.

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Die Gegendemo der "Plattform für eine menschliche Asylpolitik" schrieb in einer Aussendung am späteren Nachmittag von 2.000 Personen, die sich den Gegenprotesten angeschlossen hatten, "darunter auch die Offensive gegen rechts, um klar zu zeigen, dass rechtsextremes und rassistisches Gedankengut in Österreich keinen Platz hat!".

Inhaltliche Beiträge gab es von der Omas-gegen-rechts-Mitgründerin Susanne Scholl, Rechtsextremismus-Expertin Judith Götz, Volkhard Mosler von Aufstehen gegen Rassismus in Deutschland und der Autorin Ishraga Mustafa Hamid.

Die Gegendemo ist deutlich besser besucht.
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Schätzungen zur Teilnehmerzahl an den beiden Demos gibt die Polizei nicht ab. Da die Route der Gegendemo am Weghuberplatz bei der IBÖ vorbeiführt, hatte die Polizei dort einen Sicherheitsabstand zwischen den beiden Kundgebungen eingerichtet.

Ein direktes Aufeinandertreffen der Kundgebungen hatte die Wiener Polizei zwar verhindert, von den Rändern der 120 Meter breiten Sperrzone konnten sich die Aktivsten allerdings ein verbales Duell liefern. Während die Gegendemonstranten – nach eigener Einschätzung rund 2.000 – sich über das "traurige kleine Häuflein" auf der anderen Seite lustig machten und "Alerta, Alerta, Antifascista!" skandierten, antworteten die Identitären mit "Heimatliebe – kein Verbrechen". Die Identitären hatten 200 bis 300 Kundgebungsteilnehmer angemeldet. Nach eigener Einschätzung der Identitären waren 300 Sympathisanten gekommen.

Auch Kritik an Vizekanzler Heinz-Christian Strache war auf Transparenten der Identitären-Anhänger zu lesen.
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"Wo kann ich Martin Sellner sehen?", fragte eine ältere Frau einen Polizeibeamten. Dieser zeigte ihr den Weg. In Hörweite der Idenitären waren auch die Gegendemonstranten zu hören, die antifaschistische Parolen skandierten.

Bei der Kundgebung der Identitären lief ein Teilnehmer am frühen Abend mit einer Sebastian-Kurz-Maske umher, sammelte Spenden für die IBÖ und entschuldigte sich dafür, dass er das Wort "widerlich" für die rechtsextreme Organisation verwendet hatte.

Nach Auflösung der IBÖ-Kundgebung kam es noch zu Wortwechseln zwischen Identitären-Anhängern und Gegendemonstranten, es flogen vereinzelt Bierdosen und Eier. Die Polizei ging rasch dazwischen und konnte die Auseinandersetzungen beenden. (APA, red, 13.4.2019)