General Abdelfattah al-Burhan Abdelrahman regiert jetzt den Sudan.

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Dreißig Jahre war Omar al-Bashir im Sudan an der Macht: Der erste Chef der Militärjunta, die ihn vergangenen Donnerstag absetzte, überdauerte gerade einmal dreißig Stunden. Nach dem Rücktritt von Awad Ibn Awf, dem am Samstag jener des mächtigen Geheimdienstchefs Salah Gosh folgte, ist nun ein relativ unbekannter Mann in die erste Reihe gerückt: Abdelfattah al-Burhan Abdelrahman. Der 1960 geborene Berufsoffizier war zuletzt Generalinspektor der sudanesischen Armee, deren Bodenstreitkräfte er zuvor kommandierte.

Unstimmigkeiten innerhalb der Putschisten waren bereits am ersten Tag offensichtlich geworden, als die avisierte "wichtige Ankündigung" – vom Sturz Bashirs – stundenlang auf sich warten ließ. Es gibt sogar Gerüchte über gewalttätige Zusammenstöße innerhalb des Sicherheitsestablishments. Abdelfattah al-Burhan, wie er meist kurz genannt wird, soll von einer Gruppe jüngerer Offiziere unterstützt werden, die in Ibn Awf, Verteidigungsminister unter Omar al-Bashir, eine reine Fortsetzung des alten Regimes sahen. Auch Ägypten dürfte Burhan favorisieren, mit ihm kann man sich eher einen Neubeginn vorstellen.

Ausgangssperre aufgehoben

Sein erster Auftritt vor der Öffentlichkeit war nicht ungeschickt angelegt: Er hatte schon zuvor Kontakt zu den Vertretern der Protestbewegung, zusammengefasst in der "Allianz für Freiheit und Wandel", aufgenommen. In seiner TV-Rede versprach er einen völligen Bruch mit dem alten Regime und Gespräche mit Opposition und Zivilgesellschaft über die Bildung einer zivilen Regierung. Und er hob die von Ibn Awf verhängte nächtliche Ausgangssperre wieder auf: Die Demonstranten und Demonstrantinnen wären ohnehin nicht nach Hause gegangen.

Man wird sehen: Auch wenn Burhan eher ein unbeschriebenes Blatt ist, Teil des alten Apparats war er ja doch. Der General, der einen Teil seiner Ausbildung in Ägypten und Jordanien absolvierte und als Militärattaché in China stationiert war, koordinierte ab 2015 die Entsendung sudanesischer Truppen in die saudisch-geführte Allianz im Jemen: Dort kamen auch die schnellen Eingreiftruppen (RSF, Rapid Support Forces) zum Einsatz, in denen die aus dem Darfur-Konflikt berühmt-berüchtigten Janjaweed-Reitermilizen aufgegangen sind. Und RSF-Kommandant Mohammed Hamdan Dagalo, bekannt als Hemeti, wurde zum Vize Burhans ernannt. Offenbar wird dieser Teil des sudanesischen Regimes nicht infrage gestellt. (Gudrun Harrer, 15.4.2019)