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Mehr als 8000 Menschen wurden seit dem erneuten Aufflammen der Kämpfe vertrieben.

Foto: REUTERS/Ahmed Jadallah

Tripolis/Benghazi – Mit der international anerkannten Einheitsregierung von Libyens Ministerpräsident Fayez al-Sarraj verbündete Truppen haben am Sonntag behauptet, sie hätten einen Kampfjet der Truppen von General Khalifa Haftar südlich von Tripolis abgeschossen. Ein Kommandant Haftars machte dagegen einen technischen Fehler für den Absturz verantwortlich.

Durch den Absturz kamen allerdings zwei Menschen ums Leben, als der Jet in ein Wohngebiet stürzte, wie ein Anwohner der Deutschen Presse-Agentur berichtete. Drei weitere Personen seien verletzt ins Krankenhaus gebracht worden.

8000 Menschen vertrieben

Durch die Kämpfe nahe der Hauptstadt Tripolis sind nach Angaben der WHO mindestens 8000 Menschen aus ihren Häusern vertrieben worden. Die Zahl werde vermutlich noch steigen und liege auch höher, weil viele Menschen Unterschlupf bei Verwandten gefunden hätten, sagte Hussein Junis, Leiter des Notfallteams der WHO in Libyen.

In dem ölreichen nordafrikanischen Land konkurrieren zwei Regierungen um die Macht. General Haftarist mit dem Parlament im Osten des Landes verbunden und kontrolliert mit seiner sogenannten "Libyschen Nationalarmee" große Gebiete im Osten und Süden Libyens. Er gilt als mächtigster Gegenspieler von Ministerpräsident Sarraj. Dieser wird von den Vereinten Nationen unterstützt, hat jedoch kaum Kontrolle über die Hauptstadt Tripolis hinaus.

Sarraj äußerte am Sonntag sein Bedauern über die neuerlichen Kämpfe. "Wir hatten gehofft, heute an einer nationalen Konferenz teilzunehmen, die die Libyer zum Dialog über Wege aus der Krise gebracht hätte", sagte der Regierungschef. "Aber eine Partei versucht, das Land in den Krieg zu stürzen."

Versöhnungskonferenz verschoben

Am Wochenende hätte eine nationale Versöhnungskonferenz in der Stadt Ghadames unter Vermittlung der Vereinten Nationen stattfinden sollen. Die Konferenz wurde mehr als eineinhalb Jahre vorbereitet, um alle Konfliktparteien an einen Tisch zu bringen. Aufgrund der neuerlichen Kämpfe hatte UN-Sondervermittler Ghassan Salamé die Konferenz auf unbestimmte Zeit verschoben.

Der Kampf sei nicht zwischen Ost und West in Libyen, wie einige behaupteten, sagte Sarraj weiter. "Er wird von Einzelnen aus Machtbesessenheit geführt." Das ägyptische Staatsfernsehen berichtete von einem Treffen des 75 Jahre alten Generals Haftar mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi in Kairo. Ägypten gilt neben den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien als Unterstützer Haftars. Sisi betonte bei dem Treffen seine Unterstützung für Haftar und dessen "Kampf gegen Terrorismus und radikale Milizen".

Unter der Parole des Anti-Terror-Kampfes hatte Haftar große Teile des Landes unter seine Kontrolle gebracht. International gibt es große Bedenken, dass das Land nach 2014 erneut in einen umfassenden Bürgerkrieg abdriften könnte. Das Land kommt seit dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi 2011 nicht zur Ruhe.

Italienische Medien berichteten, dass die ehemalige libysche Kolonialmacht am Montag in Rom zu zwei verschiedenen Krisengesprächen einlade. (PA, 14.4.2019)