Bild nicht mehr verfügbar.

Deutsche Landgemeinden setzen nun eine Eigeninitiative.

Foto: REUTERS Fotograf: Leonhard Foeger

Es ist der Alptraum jedes Smartphone-Besitzers: Kein oder nur ein sehr schlechtes Netz. Vor allem in ländlichen Gegenden noch immer eine Gefahr, ist dort die Infrastruktur oft noch nicht fortgeschritten genug, von Glasfaserverkabelung ganz zu schweigen. In Österreich forderte daher Anfang Jänner der Gemeindebund einen Glasfaser-Ausbau in jeder Gemeinde zu jedem Haushalt. In Deutschland geht man andere Wege, da nahm nun der oberbayerische Ort Halsbach mit gerade einmal 950 Einwohnern das Problem selbst in die Hand, wie heise.de berichtet.

Für Kühe und Fördergelder

Halsbach besteht aus 67 Weilern, also weit auseinanderstehenden kleinen Siedlungen. Bürgermeister Martin Poschner ließ die Kabel quer durch Felder und Wiesen zu den Höfen verlegen, mittels Spezialgerät auch unter die Erde. So haben alle Anwohner mindestens 100 MBit pro Sekunde garantiert. Halsbach bekam dafür rund 900.000 Euro aus dem bayrischen Landesbudget zur Verfügung gestellt. 220.000 Euro stellte der Ort selbst auf. Angebote herkömmlicher Anwender hätten sich auf mindestens 4,6 Millionen Euro belaufen. "Das war für uns schlichtweg nicht zu stemmen. Deswegen sind wir unseren eigenen Weg gegangen", sagt Poschner.

TV-Beitrag aus dem bayrischen Fernsehen.

Ein örtlicher Elektroingenieur hätte geholfen, die 45 Kilometer Kabel zu verlegen. Straßen aufzureißen wäre zu teuer gewesen, also haben die Anrainer lieber neben ihr verlegt. Der Deal mit den Grundstückseigentümern, deren Höfe die Kabel überquerten, lautete: Keine Entschädigung, dafür ein kostenloser Anschluss bis zum Haus. Viele Einwohner sind zufrieden. Tiere vom Bauernhof müssten der Behörde gemeldet werden, auch Fördergelder online beantragt werden.

Modell macht Schule

Das Erfolgsmodell soll nun Schule machen, bereits mehrere andere Dörfer haben angefragt. So baut sich auch Icking, eine Gemeinde nahe München, ein eigenes Netz auf. Ein Telekom-Angebot hätte Glaskabelfaser nur bis zu einem Kabelverzweiger, also einem örtlichen Schaltschrank, verlegt, und auch nur 30 Mbit./Sekunde. Also legte auch Icking selbst Hand an, Kostenpunkt: 5,5 Millionen Euro. "Das Netz gehört uns. Wir verpachten es. Unsere Kalkulation ist, dass sich das in 25 bis 30 Jahren amortisiert hat", sagt Bürgermeisterin Margit Menrad.

Lage in Österreich

In Österreich sieht der Gemeindebund den Bund in der Pflicht. Anfang Jänner forderte dessen Präsident Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl einen Glasfaser-Ausbau in jeder Gemeinde zu jedem Haushalt: "Die digitale Infrastruktur muss zur kommunalen Daseinsvorsorge werden".

Internet sei – wie Strom, Wasser, Straßen und Kanal – mehr denn je eine wichtige Standortfrage für die Bürger. Schnelle Datenverbindungen seien eine Chance für den ländlichen Raum und könnten helfen, um Abwanderung zu verhindern. Für die Finanzierung schlug der Gemeindebund einen Glasfaserfonds vor, der – mit jährlichen Mitteln von Bund, Ländern und Gemeinden sowie Lizenzeinnahmen ausgestattet – langfristig ein Infrastrukturziel mit konkreten Ausbauzeitplänen und Ausbauplanungen verfolgen soll. (red, APA, 19.4.2019)