Bildschön, der V90 Cross Country. Mit 60 mm mehr Bodenfreiheit als der normale Kombi dringt er in Galaxien vor, in denen sonst die SUVs kreuzen – für SUV-Hasser ist er also eine attraktive Alternative.

Foto: Andreas Stokinger
Grafik: der Standard

Klappe auf...

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... und Klappe zu.

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Volvo sponsert schon seit langem das Ocean Race. Jetzt schlägt man auch Kapital daraus.

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Der Innenraum des V90 CC Ocean Race.

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Warum einmal nicht Kapital schlagen aus einer hochkarätigen Veranstaltung auf den Weltmeeren, die man seit langem sponsert? Aus der Segelregatta Volvo Ocean Race, die einmal um die ganze Welt führt, wenn auch nicht in 80 Tagen? Das Engagement ist naheliegend beim großen wikingischen Erbe der Schweden, folgerichtig deshalb, etwa bei einem Fahrzeug wie dem V90 Cross Country D5 AWD mittels Ausstattungslinie Ocean Race an dieses Engagement zu erinnern; vielleicht wird es aufgrund der kapitalkommunistischen chinesischen Eignerschaft der Marke bald ergänzt oder abgelöst durch eine Zheng He-Edition.

Ozeane eher nicht befahren

Jetzt aber noch Volvo Ocean Race. Mit dem solcherart aufgemascherlten Cross Country vulgo CC sollte man zwar Ozeane eher nicht befahren, Straßen und diverse Abwegigkeiten hingegen sehr wohl und auch ausgiebig, denn der Fastfünfmetertyp ist ein ungemein vielseitiges, lässiges Gefährt in der Tradition der großen Schwedenkombis, wenngleich die Heckklappe viel flacher steht als einst, der Lifestyleansatz, der das praktische Talent geringfügig mindert, macht eben auch vor Volvos wackeren Kombinierern nicht Halt.

Bleiben wir noch kurz bei Ocean Race. Wie macht sich das bemerkbar? Multipel und stilistisch ausgesprochen treffsicher – was überhaupt für das ganze Auto gilt, dem Chefästheten Thomas Ingenlath sei Dank. Orange Gurte und Lederbänder in Türlehnen und Sitzrahmungen, dazu hellgraue Nähte auf schwarzem Leder, Intarsien in Carbon, viel Alu, Klavierlack-Look; all das, wie gesagt, ausgesprochen geschmackvoll inszeniert. Dezenter Orange-Einsatz auch außen auf der Lippe vorne und hinten, ergänzt von hellgrauer Offroad-Beplankung, Alu dazu, passt alles exzellent zum Nordkapweiß des Korpus'.

Luftfederung

Was man nicht sieht, aber ebenfalls zur ozeanischen Ausstattungslinie zählt: Luftfederung hinten. Verbessert den Abrollkomfort, speziell auch bei voller Beladung. Niveauregulierung wie bei Audi (A6 Allroad) und Mercedes (E-Klasse All Terrain) – auf der Autobahn runter (weniger Luftwiderstand), abseits der Straßen rauf (mehr Bodenfreiheit) – gibt es beim Volvo aber nicht, ebenso wird man vergeblich nach unterschiedlichen Fahrmodi suchen. Dank sechs Zentimetern mehr Bodenfreiheit als beim V90 Kombi ist der CC dennoch bestens gerüstet für jenen dezenten Abenteueranspruch, den seine Macher ihm mitgegeben haben. Wobei Volvo noch immer von seiner Pionierrolle zehrt: 1997 eröffnete der V70 XC das Segment, Audi folgte 1999, Mercedes erst 2017.

D5 steht für den Top-Diesel im V90 Cross Country, 235 PS leistet der Zweilitervierzylinder. Dessen Klangbild ist mitunter etwas rau, aber in Richtung kernig, nicht unsympathisch jedenfalls. Wir übernahmen den Testwagen bei 9,9 l / 100 km Langzeitdurchschnittsverbrauch und drückten ihn in 14 Tagen auf 9,7. Hm. Ganz ehrlich? An der Leistung gibt es ja nichts auszusetzen, die Maschine passt vorzüglich zum großen, schweren Auto. Aber das ist denn doch ein wenig zu viel des Durstes.

Nun gut, Volvo zieht sich ohnehin komplett vom Selbstzünder zurück, ein letztes Mal geht noch. Allerdings ist für den Cross Country auch keine Plug-in-Hybrid-Version angedacht, worauf die Marke sonst ja derzeit stark setzt. Unterm Strich bleibt trotzdem: tolles, schickes, großes Auto. (Andreas Stockinger, 28.4.2019)