Mikroplastik ist inzwischen selbst in abgelegenen Gebirgsregionen zu finden, die kaum von Menschen besucht werden.

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Glasgow – Vergangene Woche ließen italienische Forscher mit dem Befund aufhorchen, dass es auf touristisch erschlossenen Gletschern so viel Mikroplastik gibt wie an den Meeresstränden oder am Ozeanboden. Die Forscher fanden alle möglichen Sorten von Kunststoff, etwa Polyester, Polyamid, Polyethylen oder Polypropylen. Vermutet wurde als Quelle vor allem die Ausrüstung der Bergsteiger.

Nun aber fanden Forscher in einer abgelegenen Bergregion in den französischen Pyrenäen ganz ähnliche Konzentrationen. Forscher um Steve und Deonie Allen bestimmten in den Wintermonaten 2017/18 die Ablagerung von Mikroplastik in einem wenig besuchten Gebiet – und stießen auf unerwartete Kunststoffmengen: Im Schnitt fanden sie täglich 365 abgelagerte Mikropartikel pro Quadratmeter.

Weit gereiste Teilchen?

Wie die Forscher im Fachblatt "Nature Geoscience" vermuten, wurden die Teilchen angeweht. In Simulationen konnten sie den Atmosphärentransport von bis zu 95 Kilometer Entfernung nachvollziehen. Die Quellen müssen sich den Forschern zufolge in kleineren Städten befinden, nicht etwa in großen Städten wie Toulouse oder Saragossa. Damit stellt sich die Frage, welche Rolle der atmosphärische Transport von Mikroplastik insgesamt spielt.

"Ich halte es nicht für überraschend, dass auch verhältnismäßig große Mikroplastikpartikel über große Distanzen transportiert werden können", kommentierte Volker Matthias vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht das Ergebnis der Studie, an der er selbst nicht beteiligt war. "Wenn die Partikel durch turbulente Luftbewegungen einmal in größere Höhen angehoben wurden, können sie – analog zu Sahara- und Vulkanstaub – auch über größere Entfernungen transportiert werden."

Der Forscher geht davon aus, dass die Ablagerungen in den wärmeren Monaten zunehmen und auch aus weiter entfernten Regionen stammen. Künftige Studien sollten daher längere Beobachtungszeiträume anpeilen, um ein genaueres Bild vom Ausmaß des Mikroplastik-Transports zu erhalten. (red, 16.4.2019)