Simona Noja leitet die Ballettakademie der Wiener Staatsoper.

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Höchst verhalten stellte sie sich nach Auffliegen des Skandals den Medien. Erklärungen dafür, warum in ihrer Ballettschule zumindest eine Lehrerin offenbar jahrelang körperlich und psychisch übergriffig werden konnte, mussten Simona Noja erst mühsam abgerungen werden.

Obwohl sie fünf Sprachen spricht, blieb die geschäftsführende Direktorin der Ballettakademie der Wiener Staatsoper wortkarg, aktuell kommuniziert sie lieber schriftlich. Von Nojas unmittelbarer Vorgängerin wurde die fragliche Lehrerin aus Russland wegen ihrer schwarzpädagogischen Neigung schon einmal aus der Schule hinauskomplimentiert. Unter Noja durfte diese erneut ans Werk. Sie habe "gute Ergebnisse gebracht", sagt die Direktorin dazu. Mit der im Jänner ausgesprochenen erneuten Suspendierung habe man aber "zu spät reagiert, zu lange gewartet".

Tür sei immer offen gestanden

Für Kritik und Beschwerden seitens der Ballettschüler sei die Tür zu ihrem Büro immer offengestanden – nur hätten die Kinder sich zu wenig geäußert.

Schülerinnen sehen das anders. Mehrfach hätten sie sich beschwert, sagen sie. Allerdings sei ihre Kritik abgeprallt. Die Lehrerin habe ihren Ärger über die Beschwerden dann erst recht an den Kindern ausgelassen.

Inwiefern Noja ihre Aufsichtspflicht verletzt haben könnte, ist Gegenstand von Untersuchungen. Viele fordern Nojas Rückzug, einige verteidigen sie: Es gibt Eltern und Schüler, die die 51-Jährige als stets korrekt beschreiben. Die hauptsächlich betroffene achte Klasse der Akademie unterrichtet Noja nunmehr selbst. Sie soll von ihr zur nahenden Matura geführt werden.

Geboren wurde Noja 1968 in der rumänischen Kleinstadt Huedin. In Cluj absolvierte sie eine Ballettausbildung nach der 1948 in Russland entwickelten Waganowa-Methode. Diese wird in Variation bis heute auf der ganzen Welt angewandt und fokussiert auf Haltung und die Stählung des Körpers.

Von der Solotänzerin zur Leiterin

Im Falle Nojas war das erfolgreich: Mit 18 wurde sie in Cluj zur Ersten Solotänzerin ernannt. Von 1997 bis 2006 hatte sie die gleiche Ehre an der Wiener Staatsoper. 2010 übernahm sie die Leitung der Ballettakademie.

Die Mutter zweier Kinder ist mit dem Tänzer Boris Nebyla verheiratet, trägt das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst und erhielt Preise als Solistin wie auch mit ihren Schülern. 90 Prozent der Absolventen bekommen heute nationale wie internationale Engagements: Erfolge, die die Rufe nach Nojas Ablöse bisher verhallen lassen. (Stefan Weiss, 15.4.2019)