Asics hat mit dem Metaride den Laufschuh neu erfunden. Beinahe halt. Der Asics-Frontrunner und österreichische Spitzenläufer Stefan Listabarth erklärt im Videointerview, warum dieser Schuh so besonders ist

Kann man den Laufschuh neu erfinden? Ja eh: Diese Frage taucht an dieser Stelle immer wieder auf. Und zwar jedes Mal dann, wenn ein Hersteller einen Schuh auf den Markt bringt, der das Laufen angeblich revolutionieren soll.

Meist sind es dann ein paar kleine Details im Sohlenaufbau, im Obermaterial oder in Führung und Passform, die von den Marketingmenschen dann quasi als Neuerfindung des Rades angepriesen werden. Der Schuh fühlt sich anders an als viele andere. Ist weicher oder härter, direkter oder Fehler verzeihender, unterstützt oder führt mehr oder weniger. Er ist vielleicht leichter oder schwerer, bietet vorne oder hinten mehr Halt oder Platz. Und ist bequemer oder unbequemer als die Produkte der Mitbewerber.

Sohlenstruktur und Grip sind anders – und manchmal gibt es auch ein neues Schnürungssystem.

Foto: thomas rottenberg

Aber im Grunde ist ein Laufschuh dann doch immer ein Laufschuh – und das Einzige, worauf es wirklich ankommt, ist, ob er zum Fuß, der ihn laufen soll, zum jeweiligen Laufstil und zur eigenen Lauftechnik passt: Manche Schuhe sind vielleicht für Sie perfekt und für mich die Hölle. Oder aber umgekehrt.

Kurz: Das Rad wirklich neu zu erfinden dürfte ein bisserl schwieriger sein, als ein paar neue Marketingfloskeln in die Menge zu streuen.

Aber manchmal taucht dann ein Schuh auf, der tatsächlich so aussieht, als wäre er neu. Ganz neu. Und der sich auch anders anfühlt.

Vor einigen Wochen hat Asics, der Riese aus Japan, da wieder etwas vorgelegt: Der Metaride schaut auf den ersten Blick ein wenig aus wie jene "Abrollschuhe", die um 2010 von der Schweizer Marke MBT auf den Markt gebracht wurden. Bloß: die gewölbten MBT-Sohlen (MBT stand für "Massai-Barfuß-Technik") waren butterweich – und setzten sich nicht durch. Ob das an der Optik oder dem ungewohnten Rollgang lag? Keine Ahnung. Auf alle Fälle meldete das Unternehmen aus Winterthur 2012 Konkurs an.

Foto: thomas rottenberg

Mit dem MBT-Konzept hat der Metaride aber aus einem ganz anderen Grund genau gar nichts zu tun: Der Japaner ist vieles – nur nicht weich. Ganz im Gegenteil: Beim ersten Hingreifen hatte ich eher das Gefühl, eine Holzsandale oder einen Holzpantoffel in die Hand zu nehmen. Denn die Sohle war so hart, dass ich kurz überlegte, ob ich nicht versuchen sollte, damit einen Nagel einzuschlagen.

Tat ich natürlich nicht. Stattdessen fragte ich bei Asics Deutschland, ob ich den Schuh testen dürfe. Eine Woche später, knapp vor dem Vienna City Marathon, war er da – nur hatte ich blöderweise genau gar keine Zeit, ihn wirklich weiter als fünf oder sechs Kilometer Probe zu laufen: Für einen so gewöhnungsbedürftigen Schlapfen, bei dem man anfangs bei jedem Schritt das Gefühl hat, nach vorne wegzukippen, ist das einfach zu wenig.

Foto: thomas rottenberg

Stattdessen bat ich Stefan Listabarth, mir den Metaride zu erklären: Stefan ist zum einen eine der jungen guten und wirklich schnellen Laufhoffnungen Österreichs. Außerdem ist er das Aushängeschild der heimischen Asics-Frontrunner, der handverlesenen Laufcommunity, die der nach eigenen Angaben weltgrößte Laufschuhkonzern in jedem Land als Markenbotschafter auf die Laufstrecken schickt.

Foto: thomas rottenberg

Also hatte er nicht wirklich die Wahl – und erzählte mir hier im Video-Interview, was das Geheimnis der superharten Sohle und der komischen Löcher unter dem Mittelfuß ist. Und natürlich auch, ob die Leute bei Asics einfach wo angrennt sind, oder ob es einen vernünftigen Grund dafür gibt, dass dieser Schuh tatsächlich 250 Euro kostet.

Denn auch wenn Stefan sagt, dass da "viel Rocket-Science" eingearbeitet wurde: Ein Laufschuh ist ein Laufschuh ist ein Laufschuh.

Und: Natürlich werde ich ihn selber noch ein bisserl ausführlicher laufen. Und dann hier meine ganz subjektive Meinung dazu verraten. Vermutlich nächste Woche – und gemeinsam mit ein paar anderen Spielereien. (Thomas Rottenberg, 17.4.2019)

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Thomas Rottenberg