Lambchop gastieren am Freitag im Wiener Wuk. Ein Heimspiel in der Fremde.

Foto: City Slang

Kurt Wagner und seine Baseballkappe kleben an einander wie ein altes Ehepaar. Unter ihrem Schirm sitzt eine Hornbrille, die Physiognomie rundherum verströmt phlegmatische Melancholie. Wenn Wagner lacht, hat das fast etwas Unnatürliches. Kurt Wagner ist Chef der Band Lambchop.

Die kommt aus Nashville und besteht seit bald 30 Jahren. Seinen Job als Bodenleger hat Wagner angesichts des Erfolgs dieser oft als Reform-Country bezeichneten Kapelle längst aufgegeben. Lambchop tauchten Anfang der 1990er auf und veröffentlichten im großen Ensemble sehr ruhige Lieder zwischen Folk, Country und Soul. Frühe Alben tragen unaufgeregte Titel wie I Hope You‘re Sitting Down oder How I Quit Smoking.

Brummen und Orgeln – Lambchop 2109.
Lambchop

Eben ist This (Is What I Wanted To Tell You) erschienen, das den Reformkurs der Gruppe untermauert, Country jedoch nur noch als auratischen, bandbiografischen Appendix offeriert – und Wagner am Cover glatt mit ohne Kappe zeigt. Am Freitag präsentiert die Band ihr neues Album im Wiener Wuk.

Zirka 59 und exzentrisch

Wagner, zirka 59 und naturgemäß ein Exzentriker, hat eine Liebe zum Stimmveränderungs-Tool Autotune entdeckt. Das kommt auf This … erneut zum Einsatz. Doch die Ergebnisse dieses meist im Kindertechno-Pop oder Tiefbegabten-Rap eingesetzten Spielzeugs fallen weit vom Stamm des Erwartbaren.

The New isn't So You Anymore – Lambchop wortspielerisch.
Lambchop

Zu Brummbässen, Georgel und Gebeserl erinnern die damit erzielten Ergebnisse an die Postrock-Formation Tortoise oder den finnischen Alleinunterhalter Jimi Tenor. Es sind sonore Balladen im Schlafwandlertempo, dabei aber von beträchtlicher Wirkmacht – wenn man sich darauf einlässt. Autotune bleibt natürlich eine akustische Toleranzprüfung, die nicht ein jeder bereit ist, zu bestehen.

Live wird wie üblich gesessen, bloß keine Wellen. Aber man kann auch am Arsch sitzend in Entzückung geraten. Das hat die Formation hierzulande oft schon bewiesen. (Karl Fluch, 16.4.2019)