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Pro

von Sabine Bürger

Kennen Sie Osterkarfiol? Oder Ostermelanzani? Osterspargel? Auch nicht? Drei Gemüsearten, aus denen man feine vegane Gerichte zubereiten kann. Nur halt keine typischen Ostergerichte. Da kommen Eier und Schinken auf den Tisch. Wer es als vegan lebender Mensch gern traditionell hat, muss beim Osterschinken zum Imitat greifen. Das macht einen bei der Osterjause im mehrheitlich karnivoren Familienkreis immer noch zum Außenseiter, aber sei's drum, das steckt man als eingefleischter Veganer mit einem milden Lächeln weg.

Die Imitation von Fleischgerichten ist eine jahrhundertealte Tradition in China, da braucht der Veganertroll im Onlineforum jetzt nicht reflexartig in die Tasten klopfen, warum bei den Forenheiligen St. Sebastian und Gernot man Fleischgerichte imitieren muss. Weil man das will – und kann. Nur eins ist bei der Osterjause unbestritten: Auf den Schinken, ob vegan oder auch nicht, gehört Kren drauf. Davon dürfen einem gerne die Tränen kommen! (Sabine Bürger)

Kontra

von Christian Schachinger

Das Eierpecken ist noch das geringste Problem. Als Veganer rührt man ein Osterei nicht an, obwohl es seit 1900 künstliche Eier aus maschineller Produktion gibt. Sie werden zwar als geschmacklos, aber gesünder als die Tierprodukte beschrieben. China agiert dahingehend, pardon, federführend.

Abgesehen von der schönen Kulturtechnik des Eierfärbens (vom Essen nach dem Pecken ist ohnehin selten die Rede) macht es am Ende der Fastenzeit doch auch traurig, dass man seinen Kren nicht mehr über einen ordentlichen Schinken reiben mag. Kreislauf des Lebens und so. Natürlich steht es jedem frei, aus ethischen Gründen keine Tierprodukte zu essen. Warum man aber deshalb auf vegane Produkte zurückgreift, die auf Tofubasis irgendwelche Fleischprodukte wie Osterschinken optisch und geschmacklich mittels Chemie nachstellen, ist und bleibt eine gute Frage. Bohnenpaste kann man auch so auf die Osterpinze schmieren. Verdammt, in der Osterpinze sind Eidotter drin. (Rondo, 19.4.2019)