Ist neben dem Menschen auch wieder Platz für den Wolf? Das ist nicht zuletzt eine Einstellungssache.
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Frankfurt – Deutsche Forscher sind der Frage nachgegangen, ob es zur allmählichen Rückkehr von Wölfen nach Mitteleuropa Unterschiede in der öffentlichen und der veröffentlichten Meinung geben könnte. Schlagzeilen über mögliche Schäden für Viehhalter stehen hier traditionell solchen gegenüber, die die Rolle des Wolfs im hiesigen Ökosystem betonen. Doch was hält die Bevölkerung davon?

Das Senckenberg-Forschungsinstitut berichtet nun, dass ein Comeback des Raubtiers mehrheitlich toleriert bis begrüßt würde. "Deutschlandweit wurden rund tausend Haushalte telefonisch befragt. Dabei wurde pro Bundesland eine repräsentative Stichprobe der Land- und Stadtbevölkerung interviewt, mit dem Ergebnis, dass die Mehrheit der in Deutschland Lebenden der Rückkehr der Wölfe positiv gegenüber steht", sagt Ugo Arbieu, Leiter der Studie, die im Fachmagazin "Biological Conservation" veröffentlicht wurde.

Wo das Bild vom Wolf entsteht

Spitzenreiter unter den Informationsquellen über den Wolf und seine Rückkehr sind laut den Forschern die klassischen Medien: Rund 67 Prozent der Befragten aus ganz Deutschland würden sich durch Zeitungen, Fernsehen und Radio über die Tiere informieren. Bücher und Filme spielen eine weitaus geringere Rolle, berichtet Arbieu. Menschen, die sich außer über die Medien noch zusätzlich mittels Büchern und Filmen über Wölfe informieren, stünden einem Comeback der Wölfe aber deutlich positiver gegenüber.

Ebenfalls eine wichtige Rolle schreiben die Forscher Informationsstellen wie dem Kontaktbüro "Wölfe in Sachsen" vor. Dieses befindet sich in einer besonders relevanten Region: Im sächsischen Landkreis Görlitz sind Wölfe nämlich schon seit 19 Jahren wieder zuhause. Dort lebt jeder Mensch im Schnitt nur etwa 14 Kilometer vom nächsten Wolf entfernt – ein Zehntel des bundesweiten Schnitts.

Insofern waren auch die Umfragewerte aus dieser Region besonders interessant. Und sie unterschieden sich vom Rest: Die Menschen dort fühlen sich eigenen Angaben zufolge besser informiert als der Durchschnitt und stehen der Rückkehr der Wölfe schlicht neutral gegenüber: Weder befürworten sie sie noch lehnen sie sie ab. (red, 17. 4. 2019)