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Alt und arm ist keine sehr bekömmliche Mischung: Das haben jetzt auch Forscher bestätigt.

Foto: Patrick Pleul/dpa

Wien – Geld allein macht nicht glücklich, behauptet der Volksmund. Mittlerweile wurde diese Weisheit auch vielfach von Wissenschaftern bestätigt. Dass einer guten monetären Ausstattung trotzdem einiges an Bedeutung zukommt, zeigt nun eine Studie aus Deutschland.

Weiterführend: Jede vierte Frau hat Angst im Alter in Armut leben zu müssen. Das hat eine von der SPÖ in Auftrag gegebene Studie ergeben. Alleinerziehende Frauen, Kinder und Pensionistinnen sind laut Statistik am ehesten armutsgefährdet.
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Demnach klafft die Lebenserwartung von Arm und Reich zumindest in Deutschland immer weiter auseinander. Zu diesem Schluss kommen Forscher des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock. Was die Forscher herausgefunden haben: Im letzten Lebensabschnitt ist die Gesundheit vom Einkommen abhängig. So hatten 65-Jährige mit sehr hohen Altersbezügen im Jahr 2005 eine durchschnittliche verbleibende Lebenserwartung von knapp 19 Jahren. Das unterste Einkommensfünftel dagegen erreichte den 80. Geburtstag in der Regel nicht mehr.

Vier Jahre weniger

Ihnen verblieben nach dem 65. Geburtstag im Durchschnitt nur mehr knapp 15 Jahre – also vier Jahre weniger. Bis zum Jahr 2016 vergrößerte sich dieser Unterschied weiter auf über fünf Jahre, während er 1997 noch bei ungefähr drei Jahren gelegen ist, so die Studienautoren Georg Wenau, Pavel Grigoriev und Vladimir Shkolnikov.

Sie haben Daten der Deutschen Rentenversicherung (DRV) von 1997 bis 2016 ausgewertet, weil aus ihnen sowohl die Lebensdauer (= Rentenbezugsdauer) hervorgeht als auch die Anzahl der erworbenen sogenannten Rentenpunkte, also die Höhe der Pension. Diese Rentenpunkte interpretierten sie als eine Art Lebensarbeitseinkommen, das die soziale und wirtschaftliche Position einer Person innerhalb der Gesellschaft widerspiegelt.

Die Analyse zeigt, wie sich die Zahl der Menschen in den verschiedenen Einkommensgruppen mit der Zeit veränderte. So stieg im Osten der Anteil der Pensionisten mit den niedrigsten Einkommen von 20 Prozent im Jahr 2005 bis 2016 auf 36 Prozent, während die Verteilung im Westen praktisch gleichblieb.

Abstand zwischen Arm und Reich

Die Studie, die im "Journal of Epidemiology & Community Health" erschienen ist, kommt zum Schluss, dass bei den deutschen Nachbarn der Abstand zwischen Arm und Reich in der durchschnittlichen Lebenserwartung während der letzten 20 Jahren stark gewachsen ist. "Vor allem für Menschen am unteren Ende der sozialen und wirtschaftlichen Hierarchie stieg die Lebenserwartung im Alter von 65 Jahren zuletzt deutlich langsamer – im Westen sogar seit etwa 2007 fast gar nicht mehr", sagt Georg Wenau, Hauptautor der Studie.

Insgesamt stieg die Lebenserwartung in allen Einkommensschichten. Aber während sie in der untersten Einkommensgruppe in Westdeutschland von 1997 bis 2016 nur um 1,8 Jahre zunahm, hat die oberste Gruppe gleichzeitig fast doppelt so viel Lebenszeit dazugewonnen. Im Osten ist der Zugewinn der obersten Einkommensgruppe mit 4,7 Jahren ebenfalls deutlich höher als bei der untersten Gruppe mit drei Jahren, so die Forscher. (red, 16.4.2019)