Künstlerische Darstellung der drei Planeten des Kepler-47-Systems. Unübersehbar in der Mitte: die neu entdeckte Welt Kepler-47d.

Illustration: NASA/JPLCaltech/T. Pyle

Die Entdeckung eines Planetensystems mit zwei Sonnen hatte im September 2012 für Aufsehen gesorgt: Kepler-47, ein Doppelstern rund 4900 Lichtjahre von uns entfernt, war das erste bekannte zirkumbinäre System, das von zwei Exoplaneten umkreist wird. Aber damit nicht genug.

Jetzt berichten Wissenschafter der San Diego State University, dass es noch mindestens eine weitere Welt in diesem System gibt. In Daten des Kepler-Weltraumteleskops, dessen Mission seit vergangenem Oktober endgültig zu Ende ist, spürten sie einen dritten Planeten auf, der seine Bahnen zwischen den beiden bereits bekannten Welten zieht und deutlich größer ist. Er umrundet seine Sterne alle 187 Tage.

Überraschend groß

Die Größe des Kepler-47d genannten Planeten dürfte zwischen der des Neptun und des Saturn liegen. Die Astronomen zeigten sich davon überrascht: "Wir sahen schon 2012 Hinweise auf einen dritten Planeten, benötigten aber mehr Daten, um den Fund definitiv bestätigen zu können", sagte Jerome Orosz, Erstautor der im Fachblatt "Astronomical Journal" veröffentlichten Studie. Dass es sich dabei um den größten Planeten des Systems handelt, komme völlig unerwartet.

Aufgespürt wurde Kepler-47d wie schon seine Nachbarn mithilfe der sogenannten Transitmethode. Dabei werden minimale, regelmäßige Helligkeitsschwankungen registriert, die entstehen, wenn ein Planet vor seinem Stern vorbeizieht. Aus diesen Daten können Astronomen dann nicht nur die Existenz von Planeten nachweisen, sondern auch einige Informationen über diese Welten gewinnen.

Keplers Erfolge

Die Entdeckung des dritten Planeten ermögliche ein besseres Verständnis des gesamten Sternsystems, schreiben Orosz und Kollegen. So habe man nun herausgefunden, dass die Planten eine sehr geringe Dichte aufweisen – geringer als die des Saturn. Für höllisch heiße Exoplaneten, die zur Klasse der heißen Jupiter zählen, wäre das nicht ungewöhnlich. Zumindest die äußeren beiden Kepler-47-Welten dürften aber recht milde Temperaturen aufweisen.

Die Entdeckung ist ein weiterer Erfolg der Kepler-Mission, die 2009 ins All gestartet war, um nach Planeten außerhalb des Sonnensystems zu suchen. Mehr als 2.600 Planeten entdeckte das Weltraumteleskop – trotz einer schweren Panne 2013: Der Ausfall von zwei Reaktionsrädern zur Lagesteuerung erzwang das vorzeitige Ende der Primärmission, doch Kepler konnte eine zweite, eingeschränkte Beobachtungskampagne starten, die ebenfalls zahlreiche Entdeckungen lieferte. Im Oktober 2018 war für den Planetenjäger aber endgültig Schluss – der Treibstoff war ausgegangen und das Teleskop wurde in einem stabilen Orbit in den Ruhestand entlassen. (dare, 21.4.2019)