Es war ein historischer Fehler, dass auf EU-Ebene über die Idee eines Gebietstausches auf dem Balkan diskutiert wurde. Er beruhte auf Oberflächlichkeit und auf erschreckendem fehlendem regionalem und historischem Wissen. Auch Kanzler Sebastian Kurz war dem Konzept nicht abgeneigt, obwohl jene, die sich auf dem Balkan auskennen, stets vor dem Öffnen der Büchse der Pandora warnten. Dazu gehörte etwa der ehemalige österreichische Diplomat Albert Rohan, der von einer "destabilisierenden Wirkung" sprach und ein klares Nein forderte.

Man könnte aber annehmen, dass die, die die Grenzziehungen nach ethnischen Kriterien unterstützten, im Handbuch der FPÖ aus dem Jahr 2013 nachgelesen haben. Dort heißt es nämlich: "Um den Balkan dauerhaft zu befrieden, sind die teilweise Neuziehung der Grenzen sowie Gebietstausche erforderlich." In der FPÖ denkt man völkisch und weiß offenbar noch nicht, dass die Kriege in den 1990er- Jahren genau wegen der Idee, ethnisch homogene Staaten zu schaffen, ausgebrochen sind und dass genau deswegen mehr als 100.000 Menschen getötet wurden.

Die Tatsache, dass die Idee nun wieder ernsthaft in Erwägung gezogen wurde, hat Schaden angerichtet. Damit wurde etwa dem völkischen Nationalisten Milorad Dodik, der Bosnien-Herzegowina zerstören will, in seiner Argumentation geholfen. Erst kürzlich sagte Dodik wieder, dass ethnische Gruppen ihre Grenzen definieren sollten. (Adelheid Wölfl, 16.4.2019)