Lenín Moreno verteidigt seine Entscheidung, Julian Assange das Asyl zu entziehen.

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Ecuadors Präsident Lenín Moreno erklärte bei seinem Besuch in Washington im Interview mit dem britischen Fernsehsender BBC, warum Wikileaks-Gründe Julian Assange das Asyl in der Londoner Botschaft entzogen worden war. Der Australier, so Moreno, habe sein Land als "völlig unwichtiges Land" bezeichnet sowie Botschafts- und Wachpersonal attackiert.

Außerdem habe er seine eigenen Überwachungskameras in der diplomatischen Vertretung installiert und Privatfotos des Staatschefs veröffentlicht. Moreno wirft Ecuadors ungebetenem Gast vor, die Wände der diplomatischen Vertretung mit Fäkalien beschmiert und in der Botschaft Fußball gespielt zu haben sowie in Unterhosen auf einem Skateboard gefahren zu sein. Letzteres ist durch Bilder aus einer Überwachungskamera belegt.

Julian Assange fährt Skateboard.
The Straits Times

Moreno bezeichnete Assange als "Informatikterrorist", der anhand seiner Ideologie entscheide, welche der ihm zugespielten Informationen an die Öffentlichkeit gelangen sollen. Er habe mehrmals gegen die Asylbestimmungen verstoßen, indem er sich in die Angelegenheiten mit Ecuador befreundeter Staaten einmischte, so der Präsident. Ausdrücklich nannte er den Vatikan, die US-Wahlen und die Katalonien-Frage.

Auf die Frage, ob er Assange für einen Agenten Russlands halte, erklärte Moreno, es sei auffällig, dass die von Assange veröffentlichten Informationen ausgerechnet dieses Land nie betroffen hätten. Die Regierungen Großbritanniens und der USA hätten keinen Druck auf Ecuador ausgeübt, das Asyl zu widerrufen, London habe sogar mehrfach versichert, dass der Wikileaks-Gründer an kein Land ausgeliefert werde, wo ihm Folter oder die Todesstrafe drohten. "Wir gehen davon aus, dass sich das Vereinigte Königreich an die getroffenen Vereinbarungen hält", so der Staatschef.

Neue US-Anklage

Im US-Bundesstaat Virginia droht Assange eine weitere Anklage: Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Montag meldete, werfen US-Bundesstaatsanwälte dem Wikileaks-Gründer bewusste Gefährdung der USA vor, weil die Enthüllungsplattform die Identitäten von lokalen Mitarbeitern der US-Armee in Afghanistan publikgemacht habe. Auch sei dort zu lesen gewesen, wie sich Angehörige der US-geführten Koalition gegen improvisierte Sprengsätze der Aufständischen schützen.

Außerdem sei bei der Durchsuchung des Hauses im pakistanischen Abottabad, in dem der 2011 getötete Terroristenführer Osama bin Laden gelebt hat, ein Brief gefunden worden, dem zufolge sich der Al-Kaida-Gründer für auf Wikileaks veröffentliche Pentagon-Dokumente interessierte. Die bisher bekanntgewordene US-Anklage hatte sich auf den Vorwurf beschränkt, Assange habe seiner damaligen Zuträgerin Chelsea Manning geholfen, das Passwort eines Computernetzwerks der Regierung zu knacken, wofür ihm maximal fünf Jahre Haft drohen. (bed, 17.4.2019)