Die Baracken des KZ Vöcklabruck wurden noch vor Kriegsende abgerissen. Eine Spurensuche vor Ort macht den Unterricht lebendig.

Foto: Bundesarchiv

Dreihundert spanische Republikaner waren 1941 und 1942 in Vöcklabruck in einem Außenlager des KZ Mauthausen interniert. Die Häftlinge wurden misshandelt und vor allem im Straßenbau als Zwangsarbeiter eingesetzt. In der Bahnhofsstraße, wo heute der Busbahnhof und die Bezirkssporthalle angesiedelt sind, standen früher die Gefangenenbaracken des KZ Vöcklabruck-Wagrain.

In Hallein gab es zwischen 1943 und 1945 ein Nebenlager des KZ Dachau. Bis zu 90 handwerklich geschickte Häftlinge wurden dort untergebracht, um im Steinbruch unter den SS-Wachleuten zu arbeiten. Im April vor Kriegsende befreite die Widerstandskämpferin Agnes Primocic 17 Häftlinge aus dem Lager.

Während Mauthausen, Dachau und Auschwitz fast automatisch mit dem nationalsozialistischen Regime in Verbindung gebracht werden, ist die Erinnerung an viele der kleinen ehemaligen Außenlager verblasst. Vöcklabruck und Hallein sind nur zwei Beispiele. "Außenlager sind lange Zeit vernachlässigt worden als Erinnerungsort und in der pädagogischen Arbeit", sagt der Historiker Robert Obermair. Er hat zusammen mit Helga Embacher, Manfred Oberlechner und Adelheid Schreilechner einen Sammelband zu den KZ-Außenlagern in Salzburg und Oberösterreich als Lernorte herausgebracht. Das Buch soll Geschichtslehrern Anregungen geben, die Außenlager in den Unterricht einzubinden.

Mehr als 60 Nebenlager

Bisher liege in Österreich der Fokus in der Pädagogik meist auf Mauthausen. Doch das Mauthausen-System umfasste neben dem Hauptlager circa 49 Nebenlager in nahezu allen Bundesländern Österreichs. Zusätzlich wurden etwa ein Dutzend Außenlager des KZ Dachau errichtet.

Die Nebenlager würden eine große Chance für den Geschichtsunterricht von Schulen vor Ort bieten: "Sie sind für Lehrkräfte leicht zugänglich und können auch im Unterricht eingesetzt werden", betont der Wissenschafter. Auch wenn von den ehemaligen Baracken oder Bauwerken nichts mehr übrig ist, mit historischen Dokumenten könnte im Geschichtsunterricht an das Thema herangeführt werden. Die Schüler schlüpfen in die Rolle des Forschers und setzen sich mit der Quellenarbeit auseinander. Die Spurensuche mit Quellen würde das kritische Hinterfragen anregen und an die Interpretationsfähigkeit der Schüler appellieren, sagt der Historiker von der Pädagogischen Hochschule Salzburg, Stefan Zweig.

Lager im Alltag präsent

Wichtig sei dabei der Vermittlungsgedanke: "Die NS-Gräueltaten sind nicht abgeschottet, weit weg passiert. Wir wollen zeigen, dass diese Lager im alltäglichen Leben präsent waren", sagt Obermair. So könne die NS-Zeit auch lokal greifbar gemacht werden. Jugendliche, die in der Umgebung dieser Orte leben, erhalten mehr Bezug zur eigenen Geschichte.

Das Mauthausen-Komitee Österreich (MKÖ) ist seit Jahren sehr aktiv, die Außenlager in Erinnerung zu rufen. Im Vorjahr wurde die Mauthausen-Außenlager-App entwickelt, mittels derer Informationen, Fotos und Videos zur Geschichte der Lager abrufbar sind. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erzählen in Interviews über ihre Erfahrungen und Schicksale, und die ehemaligen Außenlager können anhand von 23 interaktiven Touren virtuell erkundet werden. Mit der App sollen vor allem Jugendliche angesprochen werden.

Außenlager-Guides

Einen Einblick in die Geschichte der Außenlager vor Ort geben auch die vom Mauthausen-Komitee zertifizierten Mauthausen-Außenlager-Guides. Sie sind im Einsatz, um Jugendgruppen oder ganze Schulklassen zu begleiten. Die Guides verfügen über detailliertes Wissen über den Nationalsozialismus und die Konzentrationslager in Österreich. (Stefanie Ruep, 18.04.2019)