Deutsche Suchtexperten haben strengere Kontrollen und mehr Regulierung von Onlinespielcasinos und Glücksspielautomaten gefordert. Sie seien so konstruiert, dass ein Großteil der Umsätze mit süchtigen oder zumindest problematischen Spielern gemacht werde, erklärten sie am Mittwoch anlässlich Veröffentlichung des aktuellen Jahrbuchs Sucht der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) in Berlin.

Die Gefährdung durch Onlinecasinospiele sei nach Einschätzung aller Suchtexperten "besonders hoch", erklärte dabei die Vorsitzende des Fachverbands Glücksspielsucht, Ilona Füchtenschnieder. Sie seien rund um die Uhr verfügbar, unauffällig erreichbar und böten unkomplizierte Methoden der Geldeinzahlung. Eine strenge Regulierung sei daher nötig.

Größter Geldbringer

Im Jahr 2017 erwirtschafteten die Anbieter mit Onlinecasinos in Deutschland demnach einen Bruttospielertrag von 1,76 Milliarden Euro. Das ist die Höhe der Einsätze nach Abzug der Gewinne. Die bereits existierenden Werbebeschränkungen in Deutschland würden derzeit "weder von den Glücksspielanbietern noch von großen Teilen der Medienbranche eingehalten", erklärte der Fachverband.

Mit einem Bruttospielertrag von 7,1 Milliarden Euro im Jahr 2017 sind Automaten demnach inzwischen die größten Geldbringer auf dem legalen Glücksspielmarkt in Deutschland. Das entspricht einem Anteil von 58 Prozent am gesamten Bruttospielertrag des Markts.

Im Jahrbuch Sucht werden jedes Jahr aktuelle Trends und Statistiken zu Süchten und Drogenkonsum analysiert. Legale Drogen wie Alkohol und Tabak verursachen demnach weiterhin die größten Suchtprobleme.

Weniger Alkoholkonsum

Der Pro-Kopf-Verbrauch von alkoholischen Getränken sank 2017 demnach gegenüber dem Vorjahr leicht um 2,38 Prozent auf 131,1 Liter. Damit bleibe Deutschland jedoch ein "Hochkonsumland in Bezug auf Alkohol". Jährlich seien 74.000 Todesfälle auf Alkohol oder den kombinierten Konsum von Alkohol und Tabak zurückzuführen. An den Folgen des Rauchens allein starben demnach 2013 rund 121.000 Menschen. Das würde in etwa auch dem Zahlen in Österreich entsprechen. (APA/AFP, 17.4.2019)