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Im Oktober 2018 war Mike Pompeo noch willkommen.

Foto: REUTERS/KCNA

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Machthaber Kim Jong-un soll den Test mitverfolgt haben.

Foto: AP/Lee Jin-man

Manchmal lässt sich die Weltpolitik auf einen Wortwitz reduzieren, auch wenn dieser nicht sehr gut ist: MIT-Forscher Vipin Narang, Experte für Nordkorea, hat es am Donnerstag via Twitter versucht. Da die Verhandlungen mit den USA über eine "Denuklearisierung" festhingen, versuche es Pjöngjang nun mit einer "Depompeoisierung der Gespräche", merkte er lakonisch an. Ernster Hintergrund: Das Gesprächsband zwischen dem US-Außenminister Mike Pompeo, der als CIA-Chef einst die Verhandlungen mit ins Rollen gebrachte hatte, und Pjöngjang scheint zerschnitten. Und Nordkorea macht nun auch wieder mit Waffentests Druck.

Am Donnerstag etwa überraschte das Kim-Regime mit der Mitteilung, man habe eine "neuartige Waffe" getestet. Das soll den Druck auf Washington erhöhen – obwohl Nordkorea nicht wirklich verständlich machen konnte, was genau man abgefeuert hat. Ziemlich klar scheint, dass sich das Land weiter an seine Zusicherung gehalten hat, keine Interkontinentalrakete zu testen – denn das wäre unbemerkt kaum möglich.

Export und Politik

Weil in der Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA von einer "taktischen Waffe modernster Bauart" die Rede war, ging man eher davon aus, dass es sich um ein Kurzstreckengeschoß handeln könnte, womöglich ein nordkoreanischer Nachbau der russischen Iskander-Boden-Boden-Raketen. Dies hätte für Nordkorea Vorteile: Zum einen kann Kim so seinen Aussagen vom Dienstag Nachdruck verleihen. Da hatte er angekündigt, er gebe den USA "eine Frist" bis zum Jahresende, um vernünftige Vorschläge für neue Gespräche zu machen. Daneben wäre ein solches Waffensystem auch für den Export, sobald dieser wieder möglich ist, eine verlockende Investition. So oder so: Die Stimmung zwischen Washington und Pjöngjang war schon einmal besser. Zwar betonen sowohl Trump als auch Kim nicht nur ihren grundsätzlichen Willen zu einer weiteren Konferenz, sondern auch die persönliche Sympathie.

Kim sagte sogar in seiner Rede, Trump könne sich gerne wieder bei ihm melden "und etwa nach der Gesundheit fragen".

Aber sonst sieht es düster aus: Pompeo und vor allem Sicherheitsberater John Bolton werden nicht nur von Nordkorea, sondern auch von Beobachtern in den USA verdächtigt, in Wahrheit keinen positiven Ausgang der Gespräche zu wünschen. Insbesondere Bolton sagte das schon vor Monaten auch öffentlich. Er sei dafür, die Gespräche jetzt zu führen: Dann könne man auch früher sehen, dass keine Lösung möglich sei, sagte er 2018. Was aus seiner Sicht die Alternative zu Dialog sei, sagte Bolton, der als Falke gilt, nicht.

Kim im Sonnenlicht

Aber auch aufseiten Nordkoreas bleibt unsicher, wieweit man in Sachen "Denuklearisierung" wirklich gehen will. Für hochgezogene Augenbrauen hatte etwa jüngst eine Meldung der KCNA gesorgt, wonach ein Arbeiterkollektiv der für Nordkorea wichtigen Rüstungsindustrie Kim eine Petition übergeben habe, bitte auf die Denuklearisierung zu verzichten. Der verehrte Führer habe doch sicher die besten Interessen ihres Industriezweiges fest im Blick.

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Die speziellen Eisenbahnwaggons in Yongbyon
Foto: Reuters/CSIS/Beyond Parallel/DigitalGlobe 2019

Kim selbst hingegen sonnt sich im Licht der Respektabilität, die ihm die Gipfel verliehen haben: Er wird wohl schon nächste Woche nach Moskau reisen und dort Präsident Wladimir Putin treffen.

Aktivitäten in Yongbyon

Erst am Mittwoch hatte das in Washington ansässige Zentrum für strategische und internationale Studien (CSIS) mitgeteilt, auf dem nordkoreanischen Atomgelände Yongbyon seien neue Aktivitäten beobachtet worden. Satellitenbilder zeigten demnach fünf spezielle Eisenbahnwaggons in der Nähe der Urananreicherungsanlage und des Labors für Radiochemie.

Kim hatte sich bei einem Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump im vergangenen Jahr in Singapur grundsätzlich auf eine Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel verständigt, ohne allerdings konkrete Schritte zu vereinbaren. Bei ihrem zweiten Gipfel Ende Februar in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi erreichten Kim und Trump keine Einigung über Schritte zur atomaren Abrüstung. Seither gab es bereits mehrfach Berichte über neue Aktivitäten auf nordkoreanischen Testanlagen. (Manuel Escher, Bert Eder, 18.4.2019)