Letzte Vorbereitungen im Tanzsalon.

Foto: Jutta Berger

Das Motorschiff Österreich wurde im Art-déco-Stil restauriert.

Foto: Häfner

Bregenz – Im eleganten Tanzsalon wird ausgelassen Charleston getanzt, am Oberdeck knallen die Korken, im weißen Damensalon plaudert man gepflegt mit Blick auf das Wasser. Was nach Atlantiküberquerung in den goldenen Zwanzigerjahren klingt, ist auf dem Bodensee Gegenwart. 90 Jahre nach seiner ersten Ausfahrt begann am Donnerstag der zweite Frühling des Motorschiffs Österreich.

Vor sechs Jahren von engagierten Unternehmern und Freunden der Ingenieurskunst vor der geplanten Verschrottung gerettet, fährt das liebevoll restaurierte Art-déco-Schiff nun wieder über den See. Es ist nach dem Jugendstildampfschiff Hohentwiel das zweite historische Schiff, das originalgetreu restauriert wurde.

Als feststand, dass die Österreich, 1928 das erste Motorschiff auf dem Bodensee, nach über 80 Jahren ausgedient hatte, sammelte der Maschinenbau-Unternehmer Jürgen Zimmermann Schiffsfreunde um sich und startete die Rettungsaktion. Der Verein Freundeskreis MS Österreich wurde gegründet, die Freunde begannen das Schiff in Eigenregie auszubeinen. In 1.100 Stunden freiwilliger Arbeiten wurden 75 Tonnen Material ausgebaut. Schnell stand fest, dass nicht nur die Inneneinrichtung erneuert werden musste, sondern der gesamte Aufbau. Es folgte die Erkenntnis, dass der Verein den finanziellen Kraftakt nicht allein bewältigen kann.

Mit ein bisschen Hilfe

Zimmermann motivierte Unternehmerfreunde mitzuhelfen. Die Gesellschafterliste der Museumsschiff Österreich GmbH liest sich wie das Who is Who der Vorarlberger Industrie: Zu den Investoren gehören Blum, Lehner, Rauch, Haberkorn. "Als Privatleute, nicht als Unternehmen", wurde bei der Pressekonferenz betont. Gekostet hat das Tourismusinvestment samt Landküche 9,5 Millionen Euro. 4,5 Millionen kommen aus der Gesellschaft, 250.000 Euro wurden über Patenschaften gesammelt. Die öffentliche Hand ist mit einer Million Euro aus dem Interreg-Programm der EU und 750.000 Euro Landesförderung beteiligt, der Rest wurde über Kredite finanziert.

Obwohl hochpreisige Gourmetfahrten und Gatsby-Galas angeboten werden, soll die Österreich "kein Schiff für die oberen Zehntausend sein", sagt Jürgen Zimmermann. Neben Charterfahrten für Firmen oder Familienanlässe will man das 140-Plätze-Schiff mit Themenfahrten "zu günstigen Tarifen" für die Bevölkerung öffnen. Wer unterwegs sein will wie anno dazumal, zahlt für Rundfahrten ab 36 Euro, eine dreistündige Zeitreise mit beiden Schiffen kostet 58 Euro. (Jutta Berger, 18.4.2019)