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Linz – Nur 21 Prozent der österreichischen Wahlberechtigten glauben, dass sich die EU "in die richtige Richtung" entwickelt, nur 48 Prozent sind sich sicher, dass sie von ihrem Wahlrecht im Mai auch Gebrauch machen werden.

Das geht aus einer in der Karwoche durchgeführten Market-Umfrage für den STANDARD hervor. Zum Vergleich: In einer ähnlichen Umfrage vor der Wahl 2014 hatten 47 Prozent gesagt, dass sie sicher wählen würden – tatsächlich lag die Wahlbeteiligung dann bei 45,4 Prozent.

In de aktuellen Umfrage sind die erklärten Anhänger der SPÖ, der Grünen und der Neos deutlich entschlossener, zur Wahl zu gehen, als die Anhänger der Regierungsparteien – "bei den Freiheitlichen ist offenbar noch nicht viel Mobilisierung passiert", sagt Market-Institutsleiter David Pfarrhofer.

Dafür neigen die erklärten FPÖ-Wähler in höchstem Maße zu der Aussage, dass sich die EU in die falsche Richtung entwickle. Acht von zehn Freiheitlichen denken so, nur jeder zehnte Freiheitliche sieht eine positive Entwicklung. Die ÖVP-Wähler denken völlig anders: 33 Prozent von ihnen meinen, die EU entwickle sich in die richtige Richtung – eine Meinung, die in keiner anderen Wählergruppe derartig ausgeprägt ist.

Festzuhalten ist, dass die positive Einschätzung der Entwicklung der EU seit einer Vergleichsumfrage im Februar dieses Jahres abgenommen hat, nämlich von 26 auf 21 Prozent; die negative Einschätzung ("entwickelt sich in die falsche Richtung") ist von 54 auf 61 Prozent gestiegen.

Der STANDARD ließ weiter fragen: "Denken sie bitte noch einmal an die Wahl zum EU-Parlament. Welche Partei hat Ihrer Meinung nach den am meisten geeigneten Spitzenkandidaten?" Ohne dass die Namen der Spitzenkandidaten genannt wurden, tippten 21 Prozent auf die ÖVP, 14 Prozent auf die SPÖ, zwölf auf die FPÖ, sieben auf die Grünen und vier auf die Neos. Initiative 1 Europa kommt nur auf ein Prozent – der prominente Polit-Rückkehrer Johannes Voggenhuber ist offenbar nicht sehr präsent in der allgemeinen Wahrnehmung.

Nennt man dagegen den Namen Voggenhuber, trauen ihm 23 Prozent zu, die eigenen Interessen in der EU zu vertreten. Er bekommt nicht nur von den wenigen erklärten Jetzt-Wählern, sondern auch von vielen Grünen und Sozialdemokraten Anerkennung.

Allerdings zeigt die Umfrage auch, dass eine Mehrheit meint, Voggenhuber sei eher nicht geeignet. Die höchste Eignung wird dem ÖVP-Spitzenkandidaten Othmar Karas zugetraut, bei ihm steht es 35 zu 26. Andreas Schieder von der SPÖ steht an zweiter, Werner Kogler von den Grünen an dritter Stelle.

Karas wird von mehr als der Hälfte der ÖVP-Wähler als geeignet empfunden, er bekommt aber auch von Grünen und SPÖ-Anhängern hohe Anerkennung. Schieder wird von den SPÖ-Wählern noch höher geschätzt als Karas von den ÖVP-Wählern, dafür bekommt er weniger Zustimmung aus den anderen Reihen.

FPÖ-Frontmann Harald Vilimsky hat das freiheitliche Lager mehrheitlich hinter sich, doch hält ihn eine deutliche Mehrheit in allen anderen Gruppen für ungeeignet.

Und wie wollen die österreichischen Wahlberechtigten wählen? Die Market-Hochrechnung sieht die ÖVP einen Monat vor der eigentlichen Wahl mit 30 Prozent nach wie vor vorne (das wäre ein Plus von drei Prozentpunkten), gefolgt von der SPÖ mit 28 (plus vier Prozentpunkte) und den bei 20 Prozent unveränderten Freiheitlichen. Die Neos könnten leicht auf neun Prozent zulegen, während die Grünen mit acht Prozent mehr als doppelt so gut wie bei der Nationalratswahl, aber sechs Prozentpunkte unter dem letzten EU-Wahlergebnis liegen. Initiative 1 Europa kommt auf zwei Prozent, drei Prozent wollen eine andere Partei (auf dem Wahlzettel stehen noch die Kommunisten) oder ungültig wählen. (Conrad Seidl, 25.04.2019)