Kabul – Unbekannte haben im Regierungsviertel der afghanischen Hauptstadt Kabul nach einer Explosion Behörden zufolge das Ministerium für Telekommunikation gestürmt. Bei anschließenden Schusswechseln mit Sicherheitskräften seien am Samstag mindestens zwei der Angreifer getötet worden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums, Nasrat Rahimi.

Vor dem Eingang des Gebäudes sprengte sich nach Angaben der Sicherheitskräfte ein Selbstmordattentäter in die Luft. Vermutlich drei Angreifer hätten sich eine Schießerei mit Sicherheitskräften geliefert, sagte der Sprecher des Innenministeriums.

Die Attacke dauerte laut Rahimi an. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand. Auch war unklar, wie viele Angreifer beteiligt waren und ob es weitere Opfer gab.

Eindringlinge im Telekomministerium

Die Angreifer waren Rahimi zufolge nach der Explosion in das im Telekomministerium gelegene Zentrale Postzentrum vorgedrungen. Von dort aus schossen sie auf die Sicherheitskräfte. Unklar blieb, warum sie sich ausgerechnet dieses Ministerium und das Postzentrum ausgesucht hatten. Auch gab es noch keine Erkenntnisse darüber, wie es genau zu der Explosion gekommen war, die den Angriff einleitete.

Rauch stieg von einem Teil des Ministeriums auf, das nur wenige Meter vom Präsidentenpalast entfernt ist. Das Gelände um das Ministerium und ein benachbartes Hotel wurden abgeriegelt. Das schwer bewachte Serena Hotel ist eines der wenigen, das noch von Ausländern genutzt wird, und steht in einem der wichtigsten Geschäftsviertel Kabuls.

Die radikalislamischen Taliban greifen seit dem Abzug der NATO-Schutztruppen Ende 2014 verstärkt Regierungsziele an. Nach einem US-Bericht haben sie ihren Einfluss und ihr Territorium weiter ausgeweitet. Am Vortag des Angriffs hatten Gespräche über einen Friedensschluss zwischen den Taliban und afghanischen Regierungsvertretern in Katars Hauptstadt Doha stattfinden sollen, sie wurden aber abgesagt.

Attacke beendet relative Ruhe

Der Attacke waren mehrere Monate einer relativen Ruhe vorausgegangen. In dieser Zeit gab es mehrere Gespräche zwischen Vertretern der USA und der Taliban. Die Beratungen sollen den Weg ebnen für formelle Friedensverhandlungen zwischen den Extremisten und der afghanischen Regierung und ein Ende des seit mehr als 17 Jahren dauernden Krieges.

Im Zuge der Frühjahrsoffensive der Taliban kam es landesweit zu Gefechten mit der afghanischen Armee. In Kabul dagegen gab es in den vergangenen Wochen keine größeren Angriffe auf zivile Ziele. Es wurden aber bei zahlreichen Anschlägen der Taliban und auch der radikal-islamischen IS-Miliz in der Hauptstadt bereits Hunderte Menschen getötet. (APA, dpa, 20.4.2019)