Kunstvolle Sandsteinarchitektur, dafür ist Salamanca weltweit bekannt. Doch auch hinter den alten Mauern verbirgt sich so mancher begehrte Schatz.

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Banken und Kunst sind gemeinhin ein kongeniales Duo. Großbanken besitzen beachtliche Sammlungen, betreiben namhafte Museen, sponsern Ausstellungen und Künstler. Auch in Spanien kommen Kunstinteressierte nicht am Caixaforum in Madrid oder am Museum der Stiftung der Banco Santander in Boadilla del Monte vorbei.

In Boomzeiten waren Kunstkäufe und kulturelles Engagement Selbstläufer. Zu Zeiten der Immobilienkrise 2007, die sich zur Banken- und Staatsschuldenkrise auswuchs, waren Kunstaktiva Assets, die als Faustpfand und Bilanzpolitur dienten. Im Zuge der Bankenrettungen und Fusionen wanderten so auf mitunter diffusen Wegen Kunstwerke von zahlungsunfähigen (Groß-)Kunden, aber auch von Stiftungen übernommener Sparkassen und Banken zu anderen Instituten.

Rückforderung

Viele der Stiftungen übernommener Kassen wie der Caja Sol, der Caja Granada und selbst der desaströs geführten Caja del Mediterráneo behielten ihre Eigenständigkeit, wurden teils 2011 ausgegliedert und existieren bis heute.

Eine Premiere ist nun der Anlauf der Stiftung Fundos (Fundación Obra Social Castilla y León) vom "Retter" und der Mutter, Málagas Großbank Unicaja, den Stiftungsbesitz zurückzufordern. Der Regionalkassenverbund war aus einst sechs Regionalsparkassen entstanden, der Cajas de Ahorros (y Monte de Piedad) von Palencia, León, Valladolid, Zamora sowie der Caja de Ahorros de Salamanca y Soria, mit teils über 100-jähriger Geschichte.

Teil der Fusion oder nicht

Fundos beharrt darauf, dass mit der Fusion der regionalen Sparkassen zur Caja España-Duero und später zur Banco Ceiss mit der Unicaja die Stiftung vom Kassenverbund bereits getrennt agierte. Folglich sei deren Besitz nicht Teil der Fusion mit der Mutter aus Málaga. Der staatliche Bankenrettungsfonds steuerte rund 525 Millionen Euro zur Rettung bei.

Es geht um knapp 10.000 Kunstwerke und -objekte im Gesamtwert von mindestens 100 Millionen Euro oder gar doppelt so hoch, wie Fundos es für möglich hält. Zu den Kunstwerken zählen Gemälde von Joaquín Sorolla (Paisaje en gris und Paisaje de río, Marktwert rund 1,5 Mio. Euro), Werke von Antoni Tàpies, Skizzen des Poeten Rafael Alberti oder La Cocotte, ein Ölgemälde des spanischen Hofmalers und einstigen Prado-Direktors Federico de Madrazo y Kuntz. 1990 hatte Fundos das Gemälde für 36.000 Euro bei Christie's ersteigert. "Heute ist es fast eine Million wert", heißt es seitens der Stiftung. Weiters auf der Liste der Werke, die Fundos ihr Eigen nennen will: eins von fünf erhaltenen Manuskripten des Königs Alfons X. des Weisen, Inkunabeln aus Salamanca, datiert auf 1518, ein Architekturwörterbuch aus dem 16. Jahrhundert aus Toledo, wertvolles Mobiliar aus dem 17. und 18. Jahrhundert und 19 edle Klavierflügel.

Es handle sich um den größten Kulturbesitz der Region, gleich nach den Schätzen der katholischen Kirche, schreibt El País. Es geht aber auch um Immobilien, darunter der Stiftungssitz in León, mit einer Parzelle von 38.000 Quadratmetern Bauland, Konzertsäle, ein Theater in Salamanca sowie drei Bibliotheken, aber auch eine Ausstellungsfläche in der zentralen Madrider Calle Marqués de Villamagna, die eine Million Euro wert sein soll.

Kulturraub

Im ersten Anlauf vor Gericht fordert Fundos 621 Gemälde, 1842 Zeichnungen und sechs illustrierte Bücher des Malers Zacarías González aus Salamanca, dessen Nachlass seine Familie an die Caja Duero 2004 spendete, zurück. "Es handelt sich um einen regelrechten Raub des Kulturguts von Kastilien-León", sagt ein Fundos-Funktionär der Lokalzeitung El Norte de Castilia. Namentlich genannt werden will er nicht. Ebenso wenig wie ein Ökonom, der mit der Sparkassen-Welt exzellent vertraut ist: "Das ist eine überaus heikle Angelegenheit" sagt er auf STANDARD-Anfrage.

Unicaja bestreitet die Anschuldigungen. "Die Klage entbehrt jeglicher Grundlage", sagt ein Pressesprecher zu El País: Man habe sich gar nichts angeeignet. Vielmehr sei es der Aufsichtsrat der Kassen gewesen, der bereits 2011 entschieden hätte, welche der Eigentumsteile der Kassen in Stiftungsbesitz der Banco Ceiss wandern und damit auch im Zuge der Fusion 2014 übernommen wurden.

Verfahren im Juni

Zudem beanspruche Fundos ein Gebäude, das niemals im Besitz der Sparkasse war, zeigt man sich bei Unicaja verwundert. Seitens der Regionalregierung von Kastilien-León betont der Regionalrat und Junta-Sprecher José Antonio de Santiago-Juárez (Partido Popular: "Mit der Fusion gingen die Vermögenswerte der Sparkassen und damit der Stiftung in den Besitz der Unicaja über, das war der Beschluss." Am 19. Juni beginnt das mündliche Verfahren am Gericht in León. (Jan Marot, 23.4.2019)