Auf die Ernennung von Hossein Salami zum Chef der Revolutionsgarden folgte die Verschärfung der US-Sanktionspolitik gegen den Iran.

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Es sieht wie eine Art amerikanisch-iranisches Pingpong aus, wenngleich die Entscheidungen natürlich nicht spontan fallen: Auf die Ernennung von Hossein Salami – nur westlichen Medienkonsumenten zaubert dieser Name ein Lächeln auf die Lippen – zum Chef der Revolutionsgarden am Sonntag folgte am Montag die Verschärfung der US-Sanktionspolitik gegen den Iran. Konkret will Washington Staaten, die bisher iranisches Öl importierten, ab Mai keine Ausnahmen mehr gewähren. Irans Exporte sollen abgedreht werden.

Wobei auch die Berufung Salamis, der mit besonders aggressiven Äußerungen gegen Israel, die USA und ihre Verbündeten aufgefallen ist, mit einem US-Schritt in Zusammenhang gesetzt wird: Am 8. April erklärten die USA die Sepah-e Pasdaran-e Enghelab-e Eslami zur Terrororganisation. Unter den Pasdaran, wie sie oft kurz genannt werden, hat man sich nicht nur eine 125.000 Mann starke Armee zu Land, Wasser und Luft plus einer paramilitärischen Abteilung, den Basij, vorzustellen. Sie kontrollieren auch ein mächtiges Firmenimperium, das tief in der iranischen Wirtschaft verankert ist. Auch einen militärischen Arm für extraterritoriale Einsätze gibt es, die Quds-Einheit, deren Kommandant Ghassem Soleimani allerdings direkt dem religiösen Führer, Ali Khamenei, untersteht.

Militärmanagement studiert

Bevor Hussein Salami zum Generalmajor und Oberkommandierenden avancierte, hatte zwölf Jahre lang Mohammed Ali Jafari die von Revolutionsführer Khomenei 1979 gegründeten Pasdaran geleitet. Salami hat wie so viele im Sicherheitsapparat eine klassische Karriere: 1960 in Golpayegan in der Provinz Isfahan geboren, verließ er als 20-Jähriger die Universität, um im Iran-Irak-Krieg, dem Überlebenskrieg der Islamischen Republik gegen Saddam Hussein, zu kämpfen. Danach schloss er ein Studium in Militärmanagement ab und trat gleichzeitig in die Revolutionsgarden ein. Dort stieg er bis zum Vizekommandanten auf, nun ist er der Chef.

Dass Jafari eine den Pasdaran nahestehende kulturell-soziale Einrichtung (Hazrat-e Baqiatollah) übernehmen soll, sehen manche Beobachter als dessen Degradierung, andere als Versuch, das Image der Pasdaran zu verbessern. Das Wording Khameneis wies auf einen freiwilligen Verzicht hin. Mit Salami bekommt er eine neue, noch aggressivere Jafari-Version: Dem "zionistischen Regime" mit der Vernichtung zu drohen ist für ihn quasi tägliches Brot. (Gudrun Harrer, 22.4.2019)