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Auch in London protestierten zahlreiche Mitarbeiter im Rahmen der Google Walkouts.

Foto: Stefan Rousseau / AP

Es war ein eindrücklicher Beleg für den wachsenden Aktivismus in großen IT-Konzernen: Vergangenen November protestierten weltweit tausende Google-Angestellte gegen die eigene Firmenführung. Der Anlass: Googles Umgang mit Vorfällen der sexuellen Belästigung. Dem waren Berichte vorangegangen, die belegten, wie das Unternehmen den Beschuldigten zum Teil riesige Abfertigungspakete schnürte, während die Opfer zu Stillschweigen und dem Verzicht auf Klagen verpflichtet wurden.

Als Folge des Protests hat Google mittlerweile einige Verbesserungen in diesem Bereich vorgenommen, allen voran die Streichung der internen Zwangsschlichtung. Änderungen, die auch in der Öffentlichkeit weitgehend positiv aufgenommen wurde. Das heißt aber noch lange nicht, dass das Unternehmen den Organisatoren der Proteste dankbar für ihre Aktivitäten ist.

Bestrafung

Laut einem aktuellen Bericht von Wired sehen sich mehrere der Organisatoren der Google Walkouts seitdem internen Repressalien. Namentlich spricht etwa Meredith Whittaker gegenüber dem Magazin davon, dass ihr bald nach den Protesten mitgeteilt wurde, dass sich ihre Rolle im Unternehmen "dramatisch ändern" werde. Im April wurde dann Googles Kontrollgremium für ethische Fragen rund um Künstliche Intelligenz aufgelöst, dem Whittaker angehörte. Ihr selbst wurde mitgeteilt, dass sie sich komplett neue Aufgaben suchen müsse, wenn sie bei Google bleiben wolle. Ihre Tätigkeit rund um ethische Fragen zu KI müsste sie hingegen aufgeben, was auch ihre Rolle beim AI Now Institute beinhaltet, das sie mitbegründet hat.

Noch weiter ist das Unternehmen bei Claire Stapleton gegangen, die kurzerhand degradiert wurde. Eine Beschwerde darüber sei von der Personalabteilung zunehmen aggressiv beantwortet worden, betont sie. Erst als sie einen Anwalt eingeschaltet habe, sei die Herabstufung zurückgenommen worden.

Widerspruch

In einem offenen Brief sprechen beide nun von einer "Kultur der Bestrafung", die bei Google herrsche. Diese führe oft dazu, dass gerade Stimmen von Frauen, nicht-weißen Mitarbeitern oder sexuellen Minderheiten zum Schweigen gebracht werden. Während der Organisation der Walkouts habe man zahlreiche Berichte von Mitarbeitern gesammelt, die ein klares Muster in diese Richtung erkennen lassen.

Beide betonen, dass sie nicht so einfach aufgeben wollen, und dass sie derzeit eine Mitarbeiterversammlung für den 26. April organisieren, die per Livestream auch an Mitarbeiter des Unternehmens außerhalb der Konzernzentrale in Mountain View gestreamt werden soll. Ob es als Folge dieser Versammlung wieder zu öffentlichen Walkouts kommen wird, ließ man vorerst offen.

Reaktion

In einer Stellungnahme betont ein Unternehmenssprecher, dass solche Vergeltungsaktionen bei Google ganz klar untersagt sind. Insofern nehme man entsprechende Vorwürfe auch sehr ernst. In beiden Fällen hätten aber interne Untersuchungen ergeben, dass hier keine Bestrafung vorliege. Mitarbeiter und auch gesamte Teams würden regelmäßig neue Aufgaben zugeordnet bekommen. (apo, 23.4.2019)