Kein Respekt vor Traditionen kann so ausschauen.

Foto: Guido Gluschitsch

Diess und das: Wenn das wahr wird, was sich hinter der Absichtserklärung zwischen VW und Ford verbirgt, dann legen die Wolfsburger ihrer treuen Klientel bald ein besonderes Ei. Demnach nämlich wird der VW-Bus ein Ableger des Ford Transit (Tourneo Custom). Das ist etwa so, als würde der Golf ein Focus, wie der Titel dieser Kolumne reißerischerweise suggeriert.

Golf und Bus

Auf zwei Säulen ruht die Kernmarke des weltgrößten Autobauers, allen SUVs, aller Modellvielfalt zum Trotz: Golf und Bus (derzeit T6; Multivan heißt die Pkw-Version). Der Bus ist einer der erfolgreichsten Transporter aller Zeiten, er verkaufte sich seit 1950 zwölf Millionen Mal, der Ahnherr, der Bulli, feiert 2022 als E-Mobil ID Buzz die Wiedergeburt.

Jetzt besagt das noch nicht unterzeichnete Vorhaben, dass Ford Entwicklung und Produktion größerer Nutzfahrzeuge und kleinerer Pick-ups für VW übernimmt, VW die für Caddy und drunter für Ford.

Argumentiert wird, wie oft, mit Kostengründen. Aber aus eben den Erwägungen hat VW doch 2017 erst den Modularen Nutzfahrzeugbaukasten (MNB) installiert, auf dem nach dem Crafter unter anderen auch der neue VW-Bus (T7) basieren sollte.

Einfache Rechnung

Entfällt der T7, rechnet sich, der geringeren Stückzahlen wegen, auch der Crafter nur mehr schlecht, der früher aus einer Kooperation mit Mercedes (Sprinter) kam. Auch die Variante, dass nur die Nutzfahrzeuge, nicht aber der Pkw (Multivan) Fords werden sollten, ändert wenig daran – zwei Drittel des T7-Volumens würden dem MNB dann fehlen.

Fix ist ferner: Der beliebte Pick-up Amarok darf künftig kein VW-Eigengewächs mehr sein, er wird ein Derivat des Ford Ranger und so auch des Mazda BT-50. Degeneration analog zu Mercedes – deren X-Klasse ist ein Nissan Navara.

Historische Befindlichkeiten, Respekt vor Traditionen, Wurzeln, ein wenig Sensibilität hinsichtlich des Markenkerns? Drauf gepfiffen. Es lebe der maximale Gewinn. Die Gier bringt uns um ... (Andreas Stockinger, 25.4.2019)