Zucker sind für die Gleitfähigkeit verantwortlich, auch im Auge.

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Bei der örtlichen Behandlung von Augenkrankheiten entfalten oft nur fünf Prozent eines Medikaments ihre Wirkung im Gewebe des Auges. Ein deutsch-israelisches Forscherteam möchte daher Kontaktlinsen als Trägersystem für Wirkstoffe nutzen, um die Kontaktzeit des Medikaments mit dem Gewebe im Auge zu verlängern.

Mit diesem System sollen Schmerzen gelindert, die Wundheilung verbessert und die Hornhaut geschützt werden. Doch die Anforderungen sind hoch: der Wirkstoff muss über eine möglichst lange Zeit freigegeben werden, die Kontaktlinse optimale Schmiereigenschaften haben und alle Bestandteile müssen biologisch unbedenklich sein.

Die Forscher arbeiten mit dem israelischen Unternehmen EyeYon Medical zusammen. Dort hat man bereits medizinische Kontaktlinsen zur Verabreichung von Medikamenten entwickelt, die eine längere Verweilzeit von Wirkstoffen ermöglichen. Der CEO, Nahum Ferera, erklärt: "Die Zeitspanne, über die das Medikament bei diesen Kontaktlinsen freigegeben wird, beträgt bisher ca. 20 Minuten."

Zucker im Auge

Ziel des Forscherteams ist es, die Innenseite der Kontaktlinse mit Liposomen, zu beschichten, die einen Arzneistoff in sich tragen und diesen über die Zeit freigeben können. Hergestellt werden die Liposomen am Weizmann Institute of Science in Israel. Doch der Einsatz von Liposomen ist nicht die einzige Strategie, mit der die Kontaktlinsen optimiert werden soll.

"Zucker spielen in diesem Projekt eine entscheidende Rolle", erklärt Ruben R. Rosencrantz, der das Projekt am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP) in Potsdam leitet. "In unserem Körper sind Zucker an den verschiedensten Stellen für Gleitfähigkeit verantwortlich. In der Schleimschicht des Auges ermöglichen sie beispielsweise das reibungslose Gleiten des Augenlides. Um genau diesen Effekt auch mit der Kontaktlinse zu erreichen, haben wir stark zuckerhaltige Polymere entwickelt, sogenannte Glykopolymere. Sie werden einerseits auf der Oberfläche der gesamten Kontaktlinse gekoppelt, andererseits können sie Bestandteile der Liposomen sein, die den Arzneistoff in sich tragen", so Rosencrantz.

Um ein genehmigtes Medizinprodukt zu erhalten, müssen die Forscherinnen und Forscher auch die Biokompatibilität aller verwendeten Komponenten sicherstellen. Zudem sei die Massenherstellung von Glykopolymeren ein weiterer sehr wichtiger Aspekt des Projekts. Denn am Ende, so die Forscher, müsse auch der Preis stimmen. (red, 23.4.2019)