Die sogenannte Todesrolle ist eine der bekanntesten und auffälligsten Verhaltensweisen von Krokodilen: Dabei halten sie ihre Beute mit den Zähnen fest und drehen sich mehrfach schnell um die eigene Achse. So wird der Körper des Opfers aufgerissen und das Krokodil kann leichter Fleischstücke von seiner Beute abtrennen.

Hier findet die Rolle zwar unter unnatürlichen Umständen statt, dafür kann man sie besonders gut erkennen.
Aust Reptile Park

Obwohl das Verhalten vielfach dokumentiert wurde (auch zum Gaudium von Zoobesuchern, siehe das Video oben), bezog sich dies bisher nur auf eine Handvoll Spezies. US-Forscher waren nun am Gesamtbild interessiert und gingen der Frage nach, ob alle der 25 heute lebenden Krokodilarten Todesrollen durchführen. Also starteten sie eine Versuchsreihe mit Angehörigen sämtlicher Spezies und berichten darüber nun im Fachmagazin "Ethology, Ecology & Evolution".

Das erbrachte Ergebnis, nämlich dass nahezu alle Krokodilarten Todesrollen vollbringen, kam für das Team um Stephanie Drumheller-Horton von der University of Tennessee durchaus überraschend. Vor allem dem Gavial hätte man das nicht zugetraut. Diese nur auf dem indischen Subkontinent vorkommende Spezies unterscheidet sich vom Rest der Krokodilverwandtschaft durch eine extrem lange und dünne Schnauze, die auf das Fangen von Fischen und gelegentlich auch Wasservögeln spezialisiert ist – kleine Beute also im Verhältnis zum Körper des Jägers. Doch auch Gaviale rollen im Wasser.

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Gaviale stehen im Stammbaum der Krokodile etwas abseits. Doch was Todesrollen anbelangt, ähneln sie der Verwandtschaft.
Foto: AP Photo/Tony Dejak

Drumheller-Horton ist eigentlich Paläontologin und leitet aus der Untersuchung die Vermutung ab, dass die Todesrolle ein Verhalten ist, das sich schon früh in der langen Geschichte der Krokodile entwickelt hat. Zumindest Arten, die wie die heutigen Krokodile als Lauerjäger im Wasser lebten, dürften sie also ebenfalls angewandt haben. Beim bis zu 12 Meter langen Sarcosuchus imperator aus der Kreidezeit, der vermutlich auch Dinosaurier erbeutete, muss dies ein spektakulärer Anblick gewesen sein.

Eine einzige Ausnahme gab es in dem Experiment allerdings: Die kaum eineinhalb Meter langen Brauen-Glattstirnkaimane aus dem Amazonasgebiet wollten den Forschern keine Todesrollen zeigen. Drumheller-Hortons Kollege Jim Darlington, der auf einer Alligatorenfarm arbeitet, ist sich aber nicht so sicher, dass die Tiere es nicht können: "Es ist auch möglich, dass sie einfach nur unkooperativ waren." (red, 26. 4. 2019)