Acht Staaten waren von US-Sanktionen gegen den Iran ausgenommen. Damit ist es bald aus.

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Wien – Die härtere Gangart der USA gegenüber dem wichtigen Opec-Mitglied Iran nährt Befürchtungen, dass letztlich Europas Autofahrer den Schaden davontragen werden. Sollten sich alle Länder an die US-Vorgaben halten, ab Mai kein iranisches Rohöl mehr zu kaufen, betrifft das gut eine Million Fass (je 159 Liter) am Tag, die auf den Märkten über Nacht abgehen.

Schätzungen zufolge verkauft der wegen seines Atomprogramms seit dem Vorjahr wieder unter US-Sanktionen stehende Mullah-Staat noch immer zwischen 1,0 und 1,3 Millionen Fass Rohöl ins Ausland, und das ganz legal. Denn trotz der Anfang November in Kraft getretenen verschärften Sanktionen erteilte Washington acht Ländern eine Sondergenehmigung, weiterhin Rohöl aus dem Iran zu beziehen.

Das meiste Öl liefert Iran seitdem an China. Das Reich der Mitte kauft nach Bloomberg-Informationen 360.000 Fass Rohöl pro Tag im Iran ein.

An zweiter Stelle folgt Indien mit 300.000 Fass am Tag, gefolgt von Südkorea mit rund 200.000 Fass.

Japan folgt mit 108.000 Fass am Tag.

Dahinter kommt die Türkei mit 60.000 Tagesfass und Taiwan mit einer unbestimmten, aber deutlich unter 100.000 Fass am Tag liegenden Menge.

Italien hat die Rohölimporte aus Iran auf null zurückgefahren, Griechenland ebenfalls.

Tanken noch nicht teurer

Die OMV hat laut Eigenangaben seit vergangenem Herbst kein iranisches Rohöl mehr im Portfolio. Die Ankündigung der US-Administration vom Ostermontag, dass die bisher geltenden Ausnahmen von den Iran-Sanktionen über April hinaus nicht verlängert würden, führte prompt zu einem Anstieg der Rohölpreise. Sowohl die Nordseesorte Brent als auch US-Leichtöl kletterten auf den höchsten Stand seit Anfang November.

An den Zapfsäulen in Österreich hat sich die Verteuerung beim Rohöl noch nicht durchgeschlagen – im Gegenteil. Die Preise waren am Dienstag nach dem langen Osterwochenende sogar etwas rückläufig. "Im Wochenabstand ist Superbenzin um 0,5 Cent je Liter billiger, Diesel um 0,2 Cent", sagte der Verkehrswirtschaftsexperte des Autofahrerklubs ÖAMTC, Martin Grasslober, dem STANDARD.

Im Durchschnitt aller beobachteten Tankstellen kostete ein Liter Super (95 Oktan) am Dienstag 1,278 Euro gegenüber 1,283 Euro eine Woche zuvor. Der Durchschnittspreis für einen Liter Diesel lag bei 1,230 Euro, am Dienstag der Vorwoche bei 1,232 Euro. Dazwischen lag freilich das Osterwochenende, das heuer wegen des schönen Wetters besonders viele für Ausflüge genutzt haben. Vermehrte Nachfrage gehe meist mit höheren Preisen einher, sagte Grasslober.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs geht selbst bei einem völligen Wegbrechen des iranischen Ölangebots nicht davon aus, dass die Rohölpreise deutlich über das jetzige Niveau hinaus ansteigen werden. Die Bank bleibt bei ihrer Einschätzung, dass der Preis für die in Europa maßgebliche Rohölsorte Brent auch im zweiten Quartal 2019 zwischen 70 und 75 Dollar je Fass schwanken wird. Die Analysten der US-Bank gehen davon aus, dass Saudi-Arabien und die Emirate den Ausfall der Iran-Lieferungen in kürzester Zeit kompensieren werden. (Günther Strobl, 24.4.2019)