Wird Aaron wieder zum G(e)winner? Eine spannende Saison steht ins Haus.

Foto: Bartek Wolinski/Red Bull Content Pool

Innsbruck – Dass Slowenien den ersten Stopp im diesjährigen, acht Termine umfassenden Downhill-Weltcup-Kalender bildet, freut vor allem einen: David Trummer. Österreichs derzeit schnellster Bergabradler liebt die Strecke in Maribor, wie Experte und Ex-Weltcup-Profi Markus Pekoll dem STANDARD Tretlager verrät: "Er kommt ja ganz aus der Nähe, aus Graz. Und er war hier immer schon unfassbar schnell." Bei der Generalprobe am vergangenen Wochenende, als der European DH Cup hier Station machte, zeigte Trummer mit einem achten Rang inmitten der Weltspitze auf.

Trummer und Kolb rot-weiß-rote Hoffnungsträger

Für das Weltcuprennen am kommenden Sonntag wird die Strecke zwar etwas verändert, aber der Charakter bleibt derselbe. Das dürfte auch dem zweiten Österreicher im Elite-Herren-Feld entgegenkommen: Der Schladminger Andreas Kolb, heuer ebenso wie Trummer (Racing Dudes) für ein neues Team (Gamux Racing) am Start, belegte beim European Cup den beachtlichen 13. Platz. Für Pekoll, der Kolbs persönlicher Betreuer ist, ein erfreulicher Start: "Da ist noch einiges drinnen, denn er hat ein wenig Rückstand beim Downhill-Training." Kolb hat sein neues Rad, ein Commencal, relativ spät erhalten und muss sich noch an den neuen Untersatz gewöhnen.

Pekoll ist optimistisch: "Es ist derzeit das beliebteste Bike im Weltcup, weil es aus Alu ist und daher relativ günstig." Aufgrund des hohen Drehpunkts brauche es aber eine gewisse Zeit, um sich damit vertraut zu machen: "Dafür beschleunigt es enorm gut." Pekoll hofft für die Österreicher auf Top-20-Platzierungen: "Das Feld zwischen achtem und 40. Platz ist heuer viel enger beieinander, das wird spannende Rennen bringen." Weil fast alle Fahrer mittlerweile auf 29er-Bikes unterwegs sind, sei die Geschwindigkeit deutlich gestiegen, sagt Pekoll.

Mit ihm ist immer zu rechnen: Aaron Gwin, heuer auf Intense unterwegs.

Als Favoriten bei den Herren gelten einmal mehr US-Amerikaner Aaron Gwin, der heuer für Intense fährt, und der Franzose Amaury Pierron (Commencal / Vall Nord), der den Weltcup im Vorjahr dominierte. Pekoll sieht Gwin in Front, wobei die Saison erneut einen Seriensieger wie im Vorjahr Pierron bringen könnte: "Das Selbstvertrauen ist in diesem Sport sehr wichtig." Wer es schafft, mehrere Rennen zu gewinnen, werde damit fast unschlagbar, wie Pierron oder zuvor Danny Hart bewiesen haben. Der Brite ist natürlich ebenfalls zum Favoritenkreis zu zählen.

Werden die Frenchies rund um Amaury Pierron wieder aufzeigen können? Schnell ist er jedenfalls wieder.

Wobei Pekoll für Hart vor allem teamintern große Konkurrenz sieht: "Matt Walker hat ihn heuer schon zweimal geschlagen, auch in Maribor." Sehr stark sei auch Brook Macdonald einzuschätzen. Der Neuseeländer, der wieder für das halbösterreichische Team MS Mondraker startet, hat schon beim ersten Crankworx-Rennen in Rotorua aufgezeigt. "Er ist persönlich gereift und auch körperlich nicht mehr so bullig wie früher", sagt Pekoll.

Brook Macdonald hat bei Crankworx Rotorua aufgezeigt, obwohl er weiter mit 27,5-Zoll-Bereifung unterwegs ist.

Weitere heiße Tipps für Topplatzierungen sind Laurie Greenland (UK / MS Mondraker) und Reece Wilson (UK/Trek). Von Down Under ist mit dem konstanten Troy Brosnan (Canyon) und dem für Überraschungen guten Jack Moir (Intense) zu rechnen. Ob Kona-Rider Connor Fearon der Knopf endlich aufgeht, bleibt abzuwarten. Dass er gewinnen kann, hat der Franzose Loris Vergier (Santa Cruz) 2018 bewiesen, ebenso wie Landsmann und Weltmeister Loic Bruni (Specialized). Allerdings verfolgte Letzteren bisher das Verletzungspech.

Viele Podiumsaspiranten

Stark einzuschätzen ist gemäß Pekoll auch der Quali-Seriensieger Luca Shaw (USA / Santa Cruz): "Der wartet auf den ersten Sieg." Dieses Erlebnis wurde dem Allrounder Martin Maes (BEL/GT) bereits zuteil. Auch ihm traut Pekoll wieder Großes zu. Spannend wird die Performance der alten Haudegen. Gee Atheron (UK) wird erstmals mit dem familieneigenen Ross antreten. Am Ende der letzten Saison war er wieder in Topform. Der Mann mit den meisten Weltcup-Siegen aller Zeiten, der Südafrikaner Greg Minaar (Santa Cruz), will es auch noch einmal wissen. "Er stürze im Vorjahr ungewohnt oft. Aber Minaar tritt sicher nicht an, um nur mitzufahren, der will gewinnen", prophezeit Pekoll.

Rachel Atherton mit eigenem Bike und jeder Menge Motivation.

Bei den Frauen zeichnet sich hingegen erneut eine eher einseitige Saison ab. Rachel Atherton ist in Topform und wird ebenfalls auf dem neuen Bike aus dem Familienrennstall starten. Pekoll schätzt sie als unschlagbar ein: "Sie hat persönlich zuletzt noch einen Techniksprung gemacht und attackiert seither enorm." Die Einzige, die Atherton hätte Paroli bieten können, so Pekoll, wäre die französische Commencal-Pilotin Myriam Nicole gewesen. Doch sie verletzte sich in der Vorbereitung schwer und wird wohl frühestens gegen Ende der Saison zurückkehren.

Myriam Nicole erlitt in der Saisonvorbereitung eine schwere Verletzung und fällt vorerst aus.

Athertons Landsfrau Tahnée Seagrave (Transition) schätzt Pekoll als "nicht auf dem technischen Level von Rachel" ein. Dasselbe gilt für die Australierin Tracey Hannah (Polygon), die beim European Cup in Maribor den Sieg holte – Atherton war nicht am Start. Für Podiumsplätze bei den Damen sind die altbekannten Namen wie Emilie Siegenthaler (SUI/Pivot) und Marine Caribou (FRA/Scott) gut. In Slowenien ist zudem mit Lokalmatadorin Monika Hrastnik (Dorval AM Racing) zu rechnen.

Vali Höll startet stark

Österreichs Nachwuchshoffnung Valentina Höll (YT) wird noch eine Saison bei den Juniorinnen starten, wo sie schon im Vorjahr dominierte. Für Pekoll die richtige Entscheidung: "Hier kann sie sich in Ruhe entwickeln." Was in ihr steckt, zeigte sie beim European Cup. Höll hätte mit ihrer Juniorinnen-Siegeszeit auch Platz zwei bei den Elite-Damen belegt. Bei den Junioren wird der Tiroler Jonas Göweil (Bike Republic Gravity) erste Weltcup-Luft schnuppern.

Cannondale kommt mit technischer Neuerung zurück.
Cannondale Bicycles

Die Downhill-Saison 2019 bringt nicht nur spannende Rennen, sondern auch spannende Neuigkeiten. So wird die Kultmarke Cannondale wieder in den Rennzirkus einsteigen. Vorerst mit Matt Simmonds (UK) als Einmannteam. Wie es sich für Cannondale gehört, ließen sie gleich mit einer technischen Neuheit aufhorchen: ein Downhill-Bike mit zwei Dämpfern für den Hinterbau. Man darf gespannt sein, ob und was das bringt.

Fairclough im Scott-Werksteam

Der Schweizer Claudio Caluori, bekannt für seine Kamerafahrten, hat sich als Teammanager zwar zurückgezogen, aber Publikumsliebling Brendan Fairclough (UK) wird dennoch für das neue Scott-Werksteam starten, ebenso wie Dean Lucas (AUS) und Flo Payet (FRA). Die Kamerafahrt wird in Maribor Markus Pekoll übernehmen. Sie wird am Freitag an dieser Stelle nachgereicht. Pekoll wird am Sonntag auch den deutschen Kommentar zum Livestream auf Red Bull TV beisteuern, wie schon 2018.

Zu guter Letzt könnte eine technische Neuheit für Spannung sorgen. Erstmals werden heuer unterschiedliche Laufradgrößen im Weltcup erlaubt sein. Das kommt vor allem kleineren Fahrern zugute, wie Pekoll erklärt: "Mit 29 Zoll vorne und 27,5 Zoll hinten könnte das Leuten wie Hart oder Bruni Vorteile bringen." (Steffen Arora, 25.4.2019)