Peking – Man fühlt sich an die 1960er Jahre erinnert – im neuen Wettlauf zum Mond hat sich das Starterfeld aber etwas verändert. Und China beansprucht dabei eine Pionierrolle: Es will als erstes Land der Welt eine Station auf dem Erdtrabanten aufbauen. Diese solle in den kommenden zehn Jahren am Südpol des Mondes entstehen, sagte laut amtlicher Nachrichtenagentur Xinhua der Chef der chinesischen Raumfahrtbehörde, Zhang Kejian.

Davor ist aber noch eine ganze Reihe von Zwischenschritten notwendig, die unbemannte Missionen ebenso umfassen sollen wie bemannte. Bis zum Jahresende soll zunächst eine weitere unbemannte Sonde, die Chang'e 5, zum Mond starten. Laut ursprünglicher Planung hätte sie bereits im zweiten Halbjahr 2017 Proben auf dem Mond sammeln sollen. Weil der Start der Rakete Langer Marsch 5 Y2, welche die Sonde ins All bringen sollte, aber im Juli 2017 scheiterte, wurde das Vorhaben aufgeschoben.

Neue große Raumstation

Eine Rakete vom Typ Langer Marsch 5B soll laut Zhang in der ersten Hälfte des kommenden Jahres startklar sein. Sie sei auch wichtig für den Aufbau einer Mondstation. 2022 will China zudem eine große Raumstation anlegen – kleine Vorläufer hat es mit Tiagong 1 und 2 bereits gegeben, wobei Tiangong 1 mittlerweile in der Atmosphäre verglüht ist, während Tiangong 2 derzeit leersteht.

Die neue Station soll wie die ISS modular aufgebaut sein, das Kernmodul könnte noch heuer ins All gebracht werden. Laut Zhang könnte die neue Raumstation die ISS ersetzen, welche von ihren Betreibern USA, Kanada, Russland, Japan und ESA vorerst nur eine Bestandsgarantie bis 2024 hat.

Darüber hinaus habe die Volksrepublik noch eine Reihe anderer Pläne in der Raumfahrt, wie Zhang ausführte. So wolle China bis 2020 auch eine Mars-Mission absolvieren. China gibt mittlerweile mehr für seine zivilen und militärischen Raumfahrtprogramme aus als Russland und Japan und rangiert damit direkt hinter den USA. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung schätzte das Budget dafür im Jahr 2017 auf umgerechnet 7,48 Milliarden Euro. (red, APA, 24. 4. 2019)