Die für das Jointventure mit Quehenberger umlackierten Lkw der Q-Logistics werden wohl bald durch andersfarbige ersetzt werden.

Foto: Quehenberger Logistics

Wien – Nach mehr als einem Jahrzehnt des Herumdokterns drückt die ÖBB bei ihrer Dauerbaustelle Stückguttransporte aufs Tempo. Bis 10. Mai können potenzielle Käufer ihr Interesse am notorischen Verlustbringer anmelden. Mit Suche und Sichtung von Anboten hat die ÖBB-Holding vorige Woche die Wirtschaftsprüfer von KPMG beauftragt. Das wurde dem STANDARD in ÖBB-Aufsichtsratskreisen vor der Sitzung am Donnerstag bestätigt. Auf der Tagesordnung der Sitzung steht die Bilanz 2018 des ÖBB-Konzerns.

Die von ÖBB-Chef Andreas Matthä kürzlich als "gar nicht so unhübsch" bezeichnete Braut Q-Logistics wurde darin bereits ein wenig aufgehübscht: Der Firmenwert wurde nach dem Ausstieg von Minderheitspartner Quehenberger um 27 Millionen Euro (IFRS) wertberichtigt (in der UGB-Bilanz waren laut Insidern "etwas mehr" notwendig), und es wurden an die acht Millionen Euro an Eigenmitteln eingeschossen. Für heuer stehen dem Vernehmen nach weitere 4,6 Millionen Euro bereit.

Investitionsstau

Das dürfte nicht genügen, denn Auskenner bezeichnen den Investitionsstau als massiv, der technische Zustand der Logistikzentren sei schlecht. Den Investitionsbedarf inklusive Anlaufverluste für ein neues Geschäftsmodell in den nächsten fünf Jahren taxieren Insider auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Teils müssten Ersatzteile für Hochregallager in Logistikzentren via Internet beschafft werden, weil sie am Markt nicht mehr produziert würden.

Die ÖBB gibt sich demonstrativ flexibel, will Käufern oder Partnern weit entgegenkommen: Man könne sich vorstellen, für Interessenten regionale Pakete zu schnüren, sagt ein Manager, der nicht genannt werden will. Das wäre dann die Zerschlagung der auf den Transport von Weißware, Fahrrädern, Autoteilen und Werkzeug spezialisierten ÖBB-Stückgutbereichs. So steht es auch in der Bekanntmachung in der "Wiener Zeitung",

"Letzte Chance"

Aus Eigentümerkreisen verlautet, dass die angestrebte Verpartnerung – Interesse wird in der Branche DSV, Raben Group, Noerpel und Geis-Gruppe nachgesagt – die "letzte Chance für Q-Log" sei. Um die Eisenbahnergewerkschaft milde zu stimmen, sichert man den rund 1.200 Q-Log-Beschäftigten ein Rückkehrrecht zur ÖBB zu. Den anhaltenden Know-how-Abfluss will man hintanhalten: Schlüsselkräfte können sich nicht mehr in den ÖBB-Konzern versetzen lassen. Sie sollen im Fall einer Ausgliederung erst nach einer einjährigen Behaltefrist in ihren Mutterkonzern zurückkehren können. (ung, 25.4.2019)