Der deutsche Zahlungsanbieter Wirecard, der von dem aus Österreich stammenden Markus Braun als Vorstandschef geleitet wird, wehrt sich gegen neue Vorwürfe der britischen Wirtschaftszeitung "Financial Times" (FT). "Der FT-Artikel enthält wie alle anderen auch viele falsche und irreführende Aussagen", erklärte der Konzern am Mittwoch.

Die Zeitung hatte zuvor auf ihrer Webseite einen Artikel veröffentlicht, wonach die Hälfte des weltweiten Umsatzes und ein Großteil des Wirecard-Gewinns in der Vergangenheit von drei undurchsichtigen Partnern stammen würden. Viele der Gewinne der drei Partner seien 2016 und 2017 über die Wirecard-Tochter Card Systems Middle East in Dubai gebucht worden. Die Bücher dieser Firma seien in den beiden Jahren nicht geprüft worden, so die Zeitung unter Berufung auf Whistleblower. Wirecard wies dies zurück: "Alle Tochtergesellschaften von Wirecard, einschließlich Card Systems Middle East, unterliegen regelmäßigen Auditverfahren, einschließlich, aber nicht beschränkt auf Quartals- und Jahresabschlussprüfungen."

Jahresbilanz

Wirecard präsentiert am morgigen Donnerstag seine Jahresbilanz. Mit Spannung wird erwartet, ob sich der Vorstandschef näher zu den Konsequenzen aus den Buchungsfehlern äußert, die der DAX-Konzern in seiner Asien-Zentrale in Singapur festgestellt hat. Deswegen hatte Wirecard die zunächst Anfang April vorgesehene Bilanzvorlage um drei Wochen verschoben. Vorläufigen Zahlen zufolge ist der Betriebsgewinn im vergangenen Jahr um 38 Prozent auf 568 Millionen Euro gestiegen. Der weltweite Boom von Online-Handel und Bezahlen per Smartphone-App trieb den Umsatz um 40 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro.

Seit Jahren sieht sich Wirecard immer wieder dem Verdacht ausgesetzt, im Unternehmen würden Bilanzen frisiert oder gar Zahlen systematisch gefälscht. Das Muster wiederholt sich: Im Internet werden Vorwürfe erhoben, der Aktienkurs bricht ein, Wirecard dementiert. Regelmäßig steigt der Kurs wieder an, Beweise für schwere Verfehlungen im Konzern fanden sich bisher nicht. Gewinner sind stets jene Investoren, die bei der Achterbahnfahrt der Aktie rechtzeitig ein- oder ausgestiegen sind.

Seit Ende Januar setzte die "Financial Times" dem Zahlungsanbieter und seinem Aktienkurs mit mehreren kritischen Berichten zu. Wirecard widersprach scharf und untermauerte seine Empörung mit einer Strafanzeige und einer Schadenersatzklage. Allerdings musste das Unternehmen letztlich Bilanzierungsfehler in Singapur einräumen. Die Polizei ermittelt dort noch. (APA, 24.4. 2019)